BARF für Hunde – so geht’s!

Um für Hunde eine bedarfsdeckende BARF-Ration zusammenzustellen, braucht es viel Wissen. Diese Anleitung hilft Einsteigern, das richtige Barfen zu erlernen.
BARF für Hunde – so geht's!
© istockphoto, humonia

Um eine vollwertige BARF-Ration für den Hund zusammenzustellen, bedarf es einiger Erfahrung. Studien haben bewiesen, dass ein Grossteil der Rationen entweder zu wenige oder übermässig viele Nährstoffe enthält. Auch ist es wichtig zu wissen, dass bei Hunden im Wachstum oder frisch gebackenen Hundemüttern die Bedarfszahlen ständig wechseln.

Da erscheint es gerade für Einsteiger am einfachsten, in einem Geschäft für Heimtierbedarf eine fertig abgepackte BARF-Ration zu kaufen. Leider ist es so, dass die meisten kommerziell erwerblichen BARF-Menüs nicht bedarfsdeckend sind und im schlimmsten Fall zu Mangelerscheinungen beim Hund führen können. Per Definition sind es also keine Alleinfuttermittel. Wir geben Tipps zum richtigen Barfen und erklären, was bei der Zusammenstellung eines Speiseplans für Hunde zu beachten ist.

Kalzium und Phosphor – das Verhältnis macht’s

Die gravierendsten Mängel, die beim Barfen eines Hundes drohen, liegen bei der Versorgung mit Kalzium und Phosphor. Muskelfleisch erhält von Natur aus viel Phosphor und wenig Kalzium. Besteht nun die tägliche BARF-Ration fast ausschliesslich aus Fleisch, können Knochenschäden und bei massiver Unterversorgung auch Krämpfe die Folge sein.

Das optimale Verhältnis von Kalzium zu Phosphor liegt bei 1,3:1. Wenn man keine mineralisierten Zusatzfutter (Nahrungsergänzungsmittel) verwenden möchte, kann man den Kalziumgehalt in der Ration mit gemörserten Eierschalen ausgleichen.

Auch Knochen enthalten viel Kalzium – jedoch besteht bei der Fütterung immer die Gefahr des Verschluckens, oder schlimmer: dass ein Knochenstück im Magen-Darm-Trakt hängenbleibt und operativ entfernt werden muss. Knochen dürfen nie gekocht verfüttert werden, da diese durch den Garvorgang instabil werden und splittern können.

Jod: aus dem Meer in den Hund

Jod ist essenziell für Hunde. Die Schilddrüse, welche grob gesagt die Aktivität der Vierbeiner steuert, ist auf eine ausreichende Versorgung mit diesem Nährstoff angewiesen. In normalem Fleisch von Nutztieren ist verhältnismässig wenig Jod enthalten.

Bei einer Unterversorgung mit Jod kann es beim Hund zur sogenannten Hypothyreose kommen, das heisst einer Unterfunktion der Schilddrüse. Typische Symptome einer Hypothyreose sind:

  • Der Hund wird müde und träge. Oftmals nimmt er an Gewicht zu.
  • Der Hund ist empfindlicher gegenüber Kälte.
  • Die Haut wird trocken und neigt zu Entzündungen.
  • Der Herzschlag wird unregelmässig und insgesamt langsamer.
  • Das Haarkleid wird dünner, es kann zu flächigem Haarausfall kommen.

Um einem Jodmangel vorzubeugen, müssen Seefisch oder Seealgen in der Ration enthalten sein. Süsswasserfische und Süsswasseralgen beinhalten nicht ausreichend Jod. Alternativ kann auch hier ein mineralisiertes und jodiertes Ergänzungsfutter gute Dienste leisten.

Der Wolf als Vorbild?

Eine BARF-Ration sollte den Mahlzeiten eines Wolfes entsprechen, so sagt man jedenfalls. Würde ein Wolf auf die Idee kommen, Getreide zu fressen? Wahrscheinlich nicht. Ebenso wenig würde ein Wolf aber auch Seealgen und Eierschalen zu sich nehmen.

Es ist bewiesen, dass sich unsere Haushunde teilweise an unsere Ernährung angepasst haben. So sind sie in der Lage, deutlich mehr und komplexere Kohlenhydrate zu verdauen als ihre wilden Vorfahren. Es existiert keine wissenschaftliche Studie, die belegt, das Getreide schädlich für den Hund ist. Dieses Gerücht hält sich weiterhin hartnäckig.

Ein weiteres Gerücht über den Wolf besagt, dass nach dem Erlegen der Beute zuerst der Magen-Darm-Inhalt des Beutetiers verspeist wird. In mehreren Studien wurde jedoch bewiesen, dass dieser oftmals gar nicht beachtet wird. Um sich „bedarfsdeckend“ zu ernähren, fressen Wölfe, auf die Menge gerechnet, einfach mehr.

Kartoffelflocken besser als Kartoffeln

Um Getreide zu vermeiden, wird beim Barfen oftmals auf Kartoffeln als Kohlenhydratquelle zurückgegriffen. Kartoffeln mit grünen Stellen sind aufgrund des enthaltenen Solanins giftig für Hunde, auch beim Kochen wird dieses nicht zerstört. Und selbst ohne grüne Stellen können Kartoffeln für Hunde schwer verdaulich sein, wenn sie nicht ausreichend durchgekocht sind. Einfacher und sicherer ist es daher, auf Kartoffelflocken, wie in Instant-Kartoffelpüree, zurückzugreifen.

Ein Nachteil der Kartoffelflocken ist allerdings der hohe Gehalt an Kalium. Eine Überversorgung mit Kalium wirkt bei Hunden zunächst harntreibend, kann jedoch in hohen Dosen zu Herzversagen führen, da Kalium die Kontraktion des Herzmuskels hemmt. Erste Anzeichen dafür sind Abgeschlagenheit und ein verlangsamter Herzschlag.

BARF-Mengen für Hunde richtig berechnen

Um die BARF-Ration eines Hundes richtig zu berechnen, muss man zunächst einmal wissen, wie viele Nährstoffe der Hund benötigt. Man muss sich also fragen: Wie viel Energie, Proteine, Fette und Kohlenhydrate plus Vitamine und Mineralien braucht mein Hund?

Das „National Research Council“ (NRC) hat die Bedarfszahlen für Hunde in verschiedenen Altersstufen und verschiedenen Aktivitätsleveln wissenschaftlich ermittelt. Den errechneten Bedarf gilt es (auch) beim Barfen zu decken. Um genau rechnen zu können, müssen die Inhaltsstoffe der Futtermittel bekannt sein.

Durch intensive Recherche oder Nachfrage bei den jeweiligen Herstellern wird man hier fündig. Auch in einigen tiermedizinischen Fachbüchern sind Nährwerttabellen für viele Futtermittel abgedruckt. Das „Standardwerk“ für Hundeernährung ist „Ernährung des Hundes Grundlagen – Fütterung – Diätetik“ von Meyer und Zentek.

Beispiel: BARF-Ration für einen 10-Kilo-Hund

Im Folgenden finden Sie ein Beispiel für eine Tagesration für einen zehn Kilogramm schweren Hund mit moderater Aktivität.

An einem beliebigen Tag besteht die Ration aus:

  • 160 g Kopffleisch vom Rind
  • 80 g gekochten Kartoffeln
  • 20 g geraspelten Möhren 
  • 2 g gemörserten Eierschalen
  • 0,5 g Ascophyllum Seealgen Pulver (Knotentang)

Ergänzt werden muss die Ration durch ein vitaminiertes Mineralfutter, da in der angegeben Ration Vitamin D, E und B1 quasi nicht vorhanden sind. Über eine Woche gerechnet sollte sich ein Plan ausgleichen. Das heisst, wenn an einem Tag beispielsweise zu wenig Jod gefüttert wurde, muss man im Laufe einer Woche diese Imbalance ausgleichen.

Theoretisch würde eine ausgewogene Ration reichen, die jeden Tag gefüttert wird. Manchmal kommt es jedoch vor, dass Hunde nach einer Weile nicht mehr mit Lust fressen, oder gar das Futter verweigern. Es bietet sich daher an, mehrere verschiedene Rezepte für „BARF-Menüs“ in petto zu haben.

Fleisch als Grundlage: auf was muss man achten?

Die Auswahl an Zutaten für eine BARF-Ration ist riesig. Aber schon beim Fleisch gibt es einiges zu beachten:

Schweinefleisch hat nichts im Hundenapf zu suchen – Grund ist das sogenannte Aujeszky-Virus, welches die Krankheit Pseudowut hervorruft. Eine Infektion mit diesem Virus verläuft bei nahezu allen Säugetieren tödlich! Deutschland gilt zwar als Pseudowut-freies Land, bezogen auf die Nutztiere kommt es dennoch sporadisch zu Infektionen durch Wildschweine. Circa 10 Prozent der Wildschweinpopulation sind Virusträger. Nach Infektion mit dem Virus zeigen Hunde wenige Tage später extremen Juckreiz sowie Bewegungsstörungen und sterben schlussendlich an einer Gehirn- und Rückenmarksentzündung.

Das Fleisch von Rindern, Hähnchen und Puten kann meistens bedenkenlos gefüttert werden. Bei Hunden, die allergisch auf bestimmte Fleischsorten reagieren, kann auch auf exotischere Tiere, wie Straussenfleisch, Kängurufleisch oder Pferdefleisch ausgewichen werden. Tiefgefrorenes, zerkleinertes Fleisch findet man in gut sortierten Heimtiermärkten. Natürlich kann man auch Frischfleisch vom Metzger oder Schlachter seines Vertrauens besorgen, dies spiegelt sich jedoch oft im Preis wider.

Welches Gemüse und welches Obst darf man füttern?

Obst enthält von Natur aus relativ viel Zucker, daher sollte man bei der Zusammenstellung des Speiseplans für den Hund sparsam damit umgehen.

Äpfel werden gerne von Hunden gefressen, sie können geraspelt oder geschnitten eine tolle Abwechslung im Hundenapf bieten. Bananen können auch verfüttert werden, übertreiben sollte man es jedoch auch hier nicht, denn Bananen enthalten viel Kalium. Generell sollte man bei Steinobst die Kerne entfernen, da diese schädliche Blausäureverbindungen enthalten.

Einfacher ist es bei den Gemüsesorten: Karotten, Chicorée, Kohlrabi, Rote Beete und sogar Spargel können dem Hund bedenkenlos gegeben werden. Manche Hunde mögen es lieber, wenn das Gemüse püriert ist – hierzu eignet sich ein normaler Küchenmixer.

Auch Nüsse dürfen gefüttert werden, hier sollte man jedoch auf Macadamia-Nüsse verzichten, da diese zu gesundheitlichen Problemen führen können.

Was darf auf keinen Fall in den Napf?

Einige Lebensmittel sind giftig für Hunde und dürfen daher nicht verfüttert werden.

Weintrauben und Rosinen

Warum Weintrauben und Rosinen giftig für Hunde sind, ist leider nicht bekannt. Schon eine geringe Menge kann jedoch tödlich wirken. Die toxische Dosis liegt bei 10 bis 30 g Rosinen je Kilogramm Körpergewicht des Hundes.

Symptome für eine Vergiftung mit Weintrauben oder Rosinen sind:

  • Erbrechen
  • Abgeschlagenheit
  • starker Bauchschmerz
  • akutes Nierenversagen mit fehlendem oder übermässigen Wasserlassen
  • Tod nach 24 bis 72 Stunden

Paprika, Tomate und Aubergine

Diese Gemüsesorten gehören wie die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen und dürfen nicht roh verfüttert werden. Sie enthalten das für Hunde giftige Solanin. Überreife Vertreter der Nachtschattengewächse weisen zwar sehr geringe Solaningehalte auf, doch ein Restrisiko besteht.

Symptome einer Solaninvergiftung beim Hund sind:

  • Durchfall
  • Schleimhautreizungen
  • Krampfanfälle
  • Paresen (Lähmungen)

Knoblauch und Zwiebeln

Knoblauch und Zwiebeln geben unseren Speisen eine angenehme Würze, sollte aber unter keinen Umständen auf dem Speiseplan des Hundes landen. Schon 5 g/kg Körpergewicht ganzer Knoblauch oder Zwiebel wirken toxisch für Hunde. Die in den Lauchgewächsen enthaltenen Stoffe greifen die roten Blutkörperchen an und führen zu deren Zerstörung. Das Resultat ist eine Blutarmut und im schlimmsten Fall der Tod.

Typische Symptome für eine Vergiftung sind:

Schokolade und Kakao

Kakao enthält Theobromin, welches wie Koffein in die chemische Gruppe der Methylxanthine gehört. Etwa 100 mg Theobromin pro Kilogramm Körpergewicht des Hundes können tödlich wirken. Abhängig vom Kakaogehalt in der Schokolade ist der Theobromingehalt unterschiedliche hoch:

  • Weisse Schokolade: 0 mg/g 
  • Vollmilchschokolade: 1,5 bis 2 mg/g 
  • Zartbitterschokolade: 5 mg/g 
  • Blockschokolade/Kuvertüre: 15 mg/g 
  • Kakaopulver: 14 bis 20 mg/g

Eine 100-g-Tafel Zartbitterschokolade enthält circa 500 mg Theobromin und wäre damit für einen 5 kg schweren Hund tödlich. Es wurde auch schon von Fällen berichtet, bei denen Hunde starben, die deutlich weniger Theobromin aufgenommen haben.

Symptome für eine Theobrominvergiftung beim Hund sind:

  • Unruhe
  • Durst
  • Schwäche, Untertemperatur
  • Erbrechen
  • Herzrasen, Herzrhythmusstörungen

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Barfen: niemals ohne Rat von Experten

Sollte man das Barfen seines Hundes in Erwägung ziehen, darf dies nur unter Kontrolle des Tierarztes geschehen. Entweder kann er selbst bei der Erstellung eines Futterplans helfen oder an einen fachkundigen Kollegen verweisen, der eine Anleitung zum Erstellen eines solchen Plans sowie Fütterungsempfehlungen geben kann.

Den Kontakt zu einem Fachtierarzt für Tierernährung stellt die jeweilige Landestierärztekammer gerne her. Die tiermedizinische Fakultät in München betreibt zudem einen Online-Service für das Errechnen von BARF-Plänen für Hunde.

- Autor: Felix Ehrich