Zusatzfutter für Pferde – ein Überblick

Zusatzfutter für Pferde können helfen, einen Mangel an wichtigen Nährstoffen auszugleichen. Auch bei einigen Pferdekrankheiten sind Ergänzungsfutter hilfreich.
Zusatzfutter für Pferde – ein Überblick
© istockphoto, Zuzule

Artikelinhalte

  1. Zusatzfutter für Pferde – ein Überblick
  2. Welche Ergänzungsfutter gegen häufige Pferdekrankheiten helfen

Zusatzfuttermittel für Pferde ergänzen das übliche Pferdefutter mit wichtigen Zusatzstoffen wie Mineralstoffen, Vitaminen oder Spurenelementen. Diese Zusatzstoffe sind in dem grundlegenden Kraftfutter und Raufutter mitunter nicht ausreichend vorhanden und müssen dem Pferd somit zusätzlich angeboten werden. Zusatzfutter dienen also nicht der Versorgung des Pferdes mit Energie, die es über das Kraftfutter und Raufutter erhält. Vielmehr sollen Zusatzfuttermittel einem Mangel an wichtigen Stoffen vorbeugen oder diesen ausgleichen. Die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden und die sogar die Genesung der Pferde können so in vielen Fällen positiv beeinflusst werden.

Zusatzfuttermittel: Wirkung und Inhaltstoffe

Zusatzfuttermittel wirken je nach Inhaltsstoff positiv auf die Hufe, die Haut, die Gelenke, die Atemwege oder das Wachstum und die Entwicklung der Pferde. Oft ergänzen sich verschiedene Stoffe in ihrer Wirkung oder haben mehrere Eigenschaften.

Zu den wichtigsten Inhaltstoffen der heutigen Zusatzfuttermittel gehören:

  • Kalzium
  • Selen
  • Kupfer
  • Schwefelverbindungen wie MSM
  • Biotin
  • Zink
  • Vitamine

Erfahren Sie hier, welches Zusatzfutter für Ihr Pferd geeignet ist.

Wann brauchen Pferde Zusatzfutter?

Zusatzfutter dienen nur als Ergänzung bei besonderem Bedarf der Pferde und können nur zusammen mit einer guten Grundversorgung eine optimale Wirkung erzielen. Der Bedarf der Pferde an Zusatzfutter orientiert sich vor allem an:

  • dem Alter des Pferdes (Fohlen im Wachstum und alte Pferde haben einen anderen Bedarf an Zusatzstoffen)
  • der Leistung des Pferdes (schwere körperliche Arbeit, Muskelaufbau oder eine Trächtigkeit steigern den Bedarf)
  • eventuellen Erkrankungen (Erkrankungen der Atemwege, der Sehnen und Gelenke, der Hufe, des Magen-Darm-Traktes oder der Leber verändern den Bedarf)
  • der Jahreszeit (im Winter oder während des Fellwechsels mangelt es Pferden häufig an bestimmten Zusatzstoffen)

Tipps zur Gabe von Zusatzfutter

Folgende Tipps zur Fütterung von Zusatzfutter sind wichtig:

  • Beachten Sie die angegebenen Dosierungen der Zusatzfutter, um Überversorgungen der Pferde zu vermeiden.
  • Achten Sie auch bei Zusatzfutter auf gute Qualität. Verfüttern Sie keine verklebten Pulver oder schimmeliges, staubiges Zusatzfutter.
  • Sorgen Sie für eine optimale Versorgung der Pferde mit hochwertigem Grundfutter (Raufutter, Kraftfutter) und eine pferdegerechte Haltung, um Problemen mit der Gesundheit vorzubeugen.
  • Ziehen Sie bei Erkrankungen des Pferdes unbedingt auch einen Tierarzt zurate. Dieser kann mit Ihnen besprechen, welches Zusatzfutter für Ihr Pferd gerade geeignet ist.

Zusatzfutter mit Mineralstoffen für alle Pferde wichtig

Das übliche Kraftfutter und Raufutter und auch das Gras auf der Weide reichen erfahrungsgemäss nicht aus, um die Pferde mit ausreichend Mineralstoffen zu versorgen. Mineralstoffe, besonders Salze, sind für Pferde ebenso wichtig wie für den Menschen, um einen gesunden Stoffwechsel und Flüssigkeitshaushalt zu gewährleisten.

Zusätzlich zu dem grundlegenden Kraftfutter und Heu sollte daher allen Pferden täglich ein Zusatzfutter mit Mineralstoffen angeboten werden. Besonders Pferde, die stark schwitzen, verlieren viel Salz über den Schweiss und müssen dieses Salz über zusätzlich angebotenes Mineralfutter wieder aufnehmen.

Mineralfutter ist ein Zusatzfutter, das häufig in Form von Pulvern angeboten wird. Aber auch Briketts sind im Handel erhältlich. Mineralfutter enthält meist nicht nur die wichtigen Salze Natrium und Kalium, sondern auch andere Mineralstoffe wie Kalzium und Kupfer. Am einfachsten kann der Zugang zu Mineralfutter über einen Mineralleckstein oder Salzleckstein sichergestellt werden, der in die Box oder auch auf die Weide gehängt werden kann.

Erwachsene Pferde ergänzen ihren Bedarf an Mineralstoffen und Salz selbstständig, wenn sie einen Leckstein zur Verfügung haben. Neugeborene und junge Fohlen sollten keine Lecksteine mit Salz erhalten, da dies bei Fohlen zu Durchfall führen kann. Aus Neugier lecken die Fohlen lange an den Lecksteinen und nehmen zu viel Salz auf.

Zusatzfutter für Pferde mit erhöhtem Bedarf

Ausser Mineralfutter gibt es noch weitere Arten von Zusatzfutter, die für gesunde Pferde wichtig sein können. So werden Zusatzfutter beispielsweise zur Unterstützung des Stoffwechsels verabreicht, wenn bei den Pferden ein besonderer Bedarf besteht, etwa bei:

  • Fohlen
  • tragenden oder säugenden Stuten
  • alten Pferden
  • Pferden, die im Sport eingesetzt werden

Im Folgenden stellen wir Ihnen verschiedene Arten von Zusatzfutter für Pferde mit erhöhtem Bedarf vor.

Kalzium für gesundes Wachstum der Knochen

Besonders junge Fohlen sind auf ausreichend Kalzium und Kupfer für ein gesundes Wachstum der Knochen angewiesen. Ein dauerhafter Mangel an Kalzium und Kupfer führt zu einer schlechten Mineralisierung der Knochen. Dadurch bildet der Körper nicht genug stabile Knochensubstanz.

Die Knochen der Gliedmassen werden weicher, verbiegen sich und erscheinen mitunter aufgequollen und verbeult. Auch die Knochen des Schädels können solche Veränderungen aufweisen.

Wenn der Verdacht auf eine schlechte Versorgung des Fohlens oder der Mutter mit Kalzium besteht, sollte unbedingt ein kalziumreiches Zusatzfutter angeboten werden. Auch Luzerneheu enthält viel Kalzium und eignet sich als Pferdefutter für trächtige und säugende Stuten, die das Kalzium über die Milch an ihr Fohlen weitergeben.

Nicht zu viel Zink bei Fohlen und tragenden Stuten

Besonders bei Fohlen und tragenden oder säugenden Stuten sollte eine Überversorgung mit Zink verhindert werden. Anders als bei erwachsenen Pferden verursacht ein Überschuss an Zink bei ungeborenen und wachsenden Fohlen leicht einen Mangel an Kupfer. Zink kann so bei länger andauernder Überversorgung zu Erkrankungen der Knochen und einer Verkürzung der Sehnen führen.

Vor der Gabe von Zusatzfutter mit einem hohen Gehalt an Zink ist eine Blutuntersuchung sehr zu empfehlen. Nur so kann die aktuelle Versorgung der Fohlen und trächtigen Stuten mit Zink sicher beurteilt werden.

Hoher Eiweissbedarf bei Fohlen und Zuchtstuten

Hochtragende und säugende Stuten benötigen wertvolle Aminosäuren, um ausreichend Milcheiweiss für die Fohlen zu produzieren. Fohlen haben einen erhöhten Eiweissbedarf, da das Eiweiss während des Wachstums für den Muskelaufbau benötigt wird.

Vor allem die Aminosäure Lysin ist ein wichtiger Baustein für diese Eiweisse. Lysin ist in grossen Mengen in Sojaextraktionsschrot enthalten. Dieses Schrot wird deshalb oft als Zusatzfutter für Fohlen im Wachstum und für milchgebende Stuten eingesetzt. Auch Leinsamen enthalten Lysin, jedoch deutlich weniger als Sojaextraktionsschrot.

Spezielle, synthetisch hergestellte Zusatzfutter mit verschiedenen Aminosäuren sind im Handel erhältlich.

Mangel an Selen führt zu schwachen Fohlen

Selen spielt zusammen mit Vitamin E eine wichtige Rolle beim Schutz der Körperzellen vor schädlichen chemischen Stoffwechselprodukten, vor allem vor Peroxiden. Erhält eine tragende Stute zu wenig Selen, entstehen in der Folge teilweise schweren Schädigungen der Föten oder der neugeborenen Fohlen.

Die Fohlen zeigen dann Veränderungen an der Muskulatur des Herzens und am Skelett, haben einen steifen Gang, schmerzhafte Muskeln und saugen schlecht. Oft verenden die Fohlen bei fortschreitender Mangelversorgung innerhalb von Tagen oder Wochen nach der Geburt an Schwäche.

Selen im Pferdefutter ergänzen

Besteht bei einer tragenden Stute der Verdacht auf einen Mangel an Selen, können Mineralfutter oder auf der Weide auch selenhaltige Lecksteine angeboten werden. Leinsamen eignen sich aufgrund der hohen Mengen an Selen ebenfalls als Zusatzfutter.

Der Gehalt von Selen im Gras oder dem daraus gewonnenen Heu kann durch Düngung des Grünlandes mit bis zu 20 Gramm Selen pro Hektar verbessert werden.

Zu viel Selen führt zu Vergiftungen

Pferde reagieren empfindlich auf eine Überversorgung mit Selen. Bereits zwei Milligramm Selen pro Kilogramm Pferdefutter können bei Pferden gesundheitliche Probleme auslösen. Dazu zählen:

  • Erkrankungen der Hufe wie Ringe im Hufhorn, Ausschuhen (Ablösen der gesamten Hornkapsel) oder Hufrehe
  • Lahmheiten
  • Haarverluste besonders an Mähne und Schweif.

Eine einmalige hohe Gabe von etwa sechs Milligramm Selen pro Kilogramm und Tag verursacht bei Pferden akute Vergiftungserscheinungen mit Kolik und Schwitzen.

Vor der Fütterung von Zusatzfutter mit Selen sollte man daher unbedingt den Bedarf der Pferde durch eine Blutuntersuchung überprüfen lassen.

Öle liefern Energie

Alte Pferde verwerten das angebotene Pferdefutter oft schlechter als jüngere Pferde. Zusätzlich zu hochverdaulichem Raufutter (zum Beispiel Luzerneheu) und aufgeschlossenem Getreide (zum Beispiel gequetschtem Hafer oder Mash) können ihnen daher pflanzliche Öle wie Leinöl angeboten werden. Die darin enthaltenen Fette versorgen ältere Pferde schnell mit grossen Mengen an Energie.

Aber auch Fohlen im Wachstum profitieren von dem hohen Energiegehalt der Öle. Raps- oder Fischöl enthalten ebenso wie Leinöl wertvolle, leicht verdauliche Fette. Sie werden von den meisten Pferden aber schlechter gefressen.

Um Probleme im Magen-Darm-Trakt und eine Schädigung der Bakterien im Dickdarm der Pferde zu verhindern, sollte die tägliche Menge Öl langsam auf maximal 75 Gramm pro 100 Kilogramm Körpergewicht pro Tag gesteigert werden.

Muskelaufbau bei Pferden fördern

Auch erwachsene Pferde, die körperlich schwer arbeiten, haben einen höheren Bedarf an Energie und Protein. Ähnlich wie Fohlen im Wachstum und säugende oder tragende Stuten benötigen sie Eiweiss zum Muskelaufbau.

Sojaextraktionsschrot, Leinsamen und junges, proteinreiches Heu eignen sich dafür besonders. Ausserdem sind spezielle Zusatzfutter für Leistungspferde im Handel erhältlich. Zusätzlich sollte genügend leicht verdauliche Energie in Form von Kohlenhydraten (Kraftfutter wie Getreide) oder Fetten (Pflanzenöle) zur Verfügung stehen.

Vorsicht: Ein Überschuss an Protein und Kohlenhydraten kann Hufrehe verursachen.

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Magnesium beruhigt nervöse Pferde

Gerade Pferde, die im Sport genutzt werden, sind häufig neuen Situationen und Stress ausgesetzt. Anstatt nervöse Pferde in solchen Situationen immer wieder mit Medikamenten zu sedieren, können Zusatzfutter mit Magnesium gefüttert werden. Magnesium spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel der Muskeln und Nerven der Pferde. Ein Mangel an Magnesium führt zu Nervosität und im schlimmsten Fall zu Krämpfen der Muskulatur.

Obwohl die Versorgung der Pferde mit Magnesium normalerweise durch Getreidekörner und kräuterreiches Heu gedeckt wird, steigt der Bedarf an Magnesium bei Pferden, die viel schwitzen (zum Beispiel auf einem Turnier). Omega-3-Fettsäuren verbessern die beruhigende Wirkung von Magnesium bei nervösen Pferden. Zusatzfutter mit Magnesium sollte den Pferden als Kur über einige Tage gefüttert werden.

- Autor: Nicole Kreutzfeldt