Was Sie beim Kauf eines Pferdes beachten müssen

Sind Sie bereit, die Verantwortung ebenso wie die Kosten zu übernehmen? Was gehört alles in den Kaufvertrag? Daneben reihen sich Fragen zu Rasse, Equipment und Unterkunft ein. Worauf Sie beim Pferdekauf achten sollten, haben wir Ihnen in diesem Beitrag zusammengefasst.
Pferdekauf – Ja oder nein?
Bevor es beim Kauf eines Pferdes um die Details wie Unterkunft und Co. geht, sollten Sie sich einige Minuten Zeit nehmen und für sich ehrlich die Frage beantworten, ob Sie bereit für ein eigenes Pferd sind. Denn vergessen Sie nicht, der Kauf geht mit vielen Jahren Verantwortung und Verpflichtungen einher, die Sie neben Alltag, Beruf und Familie tragen müssen.
Haben Sie genügend Zeit?
Keine Frage, es reicht natürlich nicht aus, sich nur an den Wochenenden auf den Weg in den Stall zu machen. Ein Pferd erfordert eine tägliche Pflegeroutine, viel Bewegung, sei es beim Reiten, Longieren oder Weidegang, gezieltes Training sowie Aufmerksamkeit – und das über viele Jahre hinweg. Vergessen Sie zudem nicht organisatorische Aufgaben, die auf Sie zukommen, wie die Hufpflege und Tierarztbesuche.
Können Sie die Kosten tragen?
Sie sollten sich darüber bewusst sein, dass der Kaufpreis eines Pferdes eine kleine Investition bedeutet. Allerdings ist das nur die Spitze des Eisberges. Behalten Sie auch die laufenden Kosten für die Haltung im Hinterkopf, die sich schnell zu einer größeren Summe summieren. Zu den wichtigsten finanziellen Aspekten gehören die Stallmiete, die Futterkosten, die Hufpflege durch einen Hufschmied oder Hufpfleger sowie die Tierarztkosten für Impfungen, Wurmkuren und Routineuntersuchungen. Die im Vorfeld angeschaffte Ausrüstung wie Sättel, Trensen, Decken und Putzzeug bedarf einer regelmäßigen Wartung oder muss unter Umständen auch mal ersetzt werden.
Tipp: Eine Haftpflichtversicherung für Pferdehalter ist obligatorisch, allerdings sollten Sie auch optional eine Operations- oder Krankenversicherung abschließen.
Bringen Sie ausreichend Erfahrung mit?
Ein eigenes Pferd zu halten, erfordert ein fundiertes Wissen über die artgerechte Haltung, Fütterung, Pflege und das Training. Die Betreuung ist deutlich komplexer, als es eine Reitbeteiligung sein mag. Sind Sie in der Lage, Anzeichen von Krankheit, Stress oder Unwohlsein frühzeitig zu erkennen? Verfügen Sie über die notwendigen Kenntnisse, um das Pferd artgerecht zu beschäftigen und zu trainieren? Falls Sie Zweifel haben, sollten Sie überlegen, vor der Anschaffung zunächst weitere Reiterfahrungen zu sammeln oder sich durch einen erfahrenen Pferdetrainer begleiten zu lassen.
Haben Sie schon langfristige Pläne geschmiedet?
Ein Pferd wird Sie im besten Fall viele Jahre, oft ein bis zwei Jahrzehnte begleiten. Überlegen Sie, ob Sie auch in fünf oder zehn Jahren noch in der Lage sind, die Verantwortung und Verpflichtungen zu übernehmen. Wie könnten sich Ihre Lebensumstände entwickeln, beispielsweise durch berufliche Veränderungen, Familiengründung oder Umzug? Ein Pferd erfordert nicht nur heute, sondern auch in Zukunft Ihre Zeit, volle Aufmerksamkeit und finanziellen Ressourcen.
Vielleicht doch zunächst eine Alternative suchen?
Bevor Sie sich für ein eigenes Pferd entscheiden oder eventuelle Zweifel durch Beantwortung der Fragen haben, schauen Sie, ob eine Reitbeteiligung eine sinnvolle Alternative ist. Diese ermöglicht es Ihnen, regelmäßig Zeit mit einem Pferd zu verbringen sowie Verantwortung zu übernehmen, ohne die volle Last der Kosten und Verpflichtungen tragen zu müssen. Gleichzeitig können Sie wertvolle Erfahrungen sammeln, die Ihnen bei einer späteren Entscheidung helfen.
Sind Sie hingegen sicher, geht es mit der nachfolgenden Frage weiter.
Welches Pferd passt zu mir?
Sie wissen es selbst am besten, dass jede Pferderasse seine individuellen Eigenschaften, Fähigkeiten und Bedürfnisse mitbringt. Dementsprechend ist es wichtig, dass diese auch zu Ihnen und Ihren Zielen passen. Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken darüber, welche Kriterien Ihr Pferd erfüllen muss, damit Sie zusammen zu einem echten Team wachsen.
Für Sie als Anfänger ist es ratsam, sich für ein eher ruhiges und bereits gut ausgebildetes Pferd zu entscheiden, während sich fortgeschrittene Reiter an ein junges Pferd wagen können, das noch ausgebildet werden muss.
Beziehen Sie von Beginn an Ihre Reitziele mit ein. Suchen Sie nach einem Freizeitpferd für entspannte Ausritte oder wollen Sie in den Turniersport? Auch für besondere Disziplinen wie Distanzreiten gibt es die passende Rasse zu finden. Araber sind für ihre Ausdauer bekannt, während Warmblüter häufig im Sport überzeugen. Selbstverständlich müssen Sie jedes Pferd in seiner Individualität betrachten, weshalb das Probereiten ein wichtiges Kriterium vor dem Kauf eines Pferdes ist.
Vereinbaren Sie ein Probereiten
Haben Sie mehrere Kandidaten in der Auswahl, so können Sie beim Probereiten feststellen, ob das Pferd zu Ihrem Reitstil und Ihrer Erfahrung passt. Probieren Sie aus, wie gut es auf Ihre Hilfen reagiert, ob es sich angenehm anfühlt und wie Sie mit dem Bewegungsablauf zurechtkommen. Ein Pferd, das im Umgang ruhig und vertrauensvoll ist, kann unter dem Sattel andere Anforderungen stellen. Fühlen Sie tief in sich hinein und schauen Sie, ob plakativ gesagt „die Chemie“ zwischen Ihnen beiden stimmt.
Beziehen Sie auch hier direkt Ihre Ziele mit ein. Wenn Sie ein Pferd für Ausritte suchen, sollten Sie testen, wie gelassen es in ungewohnten Situationen bleibt. Planen Sie hingegen Turniere, sollten Sie prüfen, wie das Pferd auf Lektionen oder Hindernisse reagiert und ob es das Potenzial für Ihre Disziplin mitbringt.
Tipp: Nehmen Sie einen Trainer oder Reitlehrer mit. Dieser kann Sie unterstützen, indem er das Verhalten des Pferdes beobachtet und Ihnen wertvolles Feedback gibt.
Nehmen Sie sich genügend Zeit, um das Pferd ausgiebig zu reiten und auch in verschiedenen Situationen zu erleben, etwa in der Halle, auf dem Platz oder im Gelände. So können Sie sich ein umfassendes Bild machen. Scheuen Sie sich nicht, das Pferd bei mehreren Terminen kennenzulernen. Das ist bei einer so wichtigen Entscheidung völlig angemessen.
Was ist die Ankaufsuntersuchung?
Wenn das Probereiten erfolgreich verläuft und Sie ein gutes Gefühl haben, ist der nächste Schritt die Ankaufsuntersuchung, kurz auch als AKU bezeichnet. Dabei wird der medizinische Zustand des Pferdes geprüft, sodass sich mögliche gesundheitliche Risiken im Vorfeld erkennen lassen und Sie eine fundierte Kaufentscheidung treffen können. Die Ergebnisse der Untersuchung helfen zudem, das Preis-Leistungs-Verhältnis des Pferdes besser einzuschätzen.
Eine AKU, oft mit einem „TÜV“ für Pferde verglichen, untersucht standardisiert die gesundheitliche Eignung für die Ansprüche des Käufers. Wenn bereits eine kürzlich durchgeführte AKU vorliegt, sollten Sie sich nicht allein auf die Angaben des Verkäufers verlassen. Es ist ratsam, das Untersuchungsprotokoll sowie Röntgenbilder einzusehen, die Ihr Tierarzt bewerten kann.
Der Umfang der AKU richtet sich nach Ihren Wünschen, wobei Sie als Käufer in der Regel die Kosten tragen. Sie können entscheiden, welcher Tierarzt oder welche Klinik beauftragt wird und welche Bereiche untersucht werden. Röntgenbilder werden dabei nach dem Röntgenleitfaden von 2007 bewertet: von Klasse 1 (Idealzustand) bis Klasse 4 (Risikozustand). Der Tierarzt kann außerdem Zwischenklassen festlegen und Ihnen eine realistische Einschätzung geben, ob ein Befund bedenklich ist.
Was muss ein Pferdekaufvertrag enthalten?
Ein sorgfältig gestalteter Kaufvertrag ist beim Pferdekauf unverzichtbar, da er alle wichtigen Vereinbarungen dokumentiert und im Streitfall als klare Grundlage dient. Je präziser die Inhalte, desto besser lassen sich mögliche Konflikte zwischen Ihnen als Käufer und dem Verkäufer klären. Zu den wesentlichen Bestandteilen gehören neben den Kontaktdaten beider Parteien auch Angaben zum Pferd, wie Name, Alter, Lebensnummer und Verwendungszweck. Der Ausbildungsstand sollte ebenso festgehalten werden, während bei Sportpferden auch Erfolge optional ergänzt werden können. Besonderheiten wie Verlade- oder Geländesicherheit sowie vergangene Operationen und tierärztliche Behandlungen, einschließlich Impfungen, sind gleichermaßen schriftlich festzuhalten. Arbeiten Sie beim Kaufvertrag idealerweise mit einem Fachanwalt zusammen. So bleiben Sie auf der rechtssicheren Seite.
Wie viel kostet ein Pferd im Monat?
Neben dem Kaufpreis ist es wichtig, dass Sie die laufenden Ausgaben realistisch einschätzen, um sicherzustellen, dass Sie langfristig für die Haltung des Tieres aufkommen können.
Zu den gängigen Kostenpunkten gehören:
Stallmiete
Die Kosten für die Unterbringung hängen stark davon ab, ob das Pferd in einem Offenstall, einer Paddockbox oder einer klassischen Box gehalten wird.
Offenstall: 200 bis 400 €
Paddockbox oder Innenbox: 300 bis 800 €, je nach Region und Serviceleistungen des Stalls
In exklusiveren Ställen mit Reithallen, großzügigen Weiden und umfassendem Service können die Kosten deutlich höher ausfallen.
Futterkosten
Falls die Futterkosten nicht in der Stallmiete enthalten sind, fallen zusätzliche Ausgaben für Heu, Stroh und Kraftfutter an.
Heu und Stroh: 50 bis 150 €
Kraftfutter oder Zusatzfuttermittel: 20 bis 100 €, je nach Bedarf des Pferdes
Hufpflege
Die Hufpflege ist essenziell für die Gesundheit Ihres Pferdes. Die Kosten variieren je nach Art der Hufbearbeitung:
Barhufpflege: 50 bis 80 € alle sechs bis acht Wochen
Hufbeschlag: 100 bis 200 € alle sechs bis acht Wochen, je nach Beschlagsart und Region
Tierarztkosten
Regelmäßige Tierarztbesuche für Impfungen und Wurmkuren sind obligatorisch. Dazu kommen potenzielle Behandlungen bei Verletzungen oder Krankheiten.
Routinekosten (Impfungen, Wurmkuren): 50 bis 100 € pro Monat (hochgerechnet)
Unvorhergesehene Behandlungen: Können mehrere hundert Euro betragen, weshalb ein finanzieller Puffer wichtig ist.
Versicherungen
Eine Haftpflichtversicherung für das Pferd deckt Schäden ab, die durch das Pferd verursacht werden. Optional können Sie weitere Versicherungen abschließen, was durchaus zu empfehlen ist.
Haftpflichtversicherung: 10 bis 20 € pro Monat
Kranken- oder Operationsversicherung: 30 bis 100 € pro Monat, je nach Versicherungsumfang
Ausrüstung und Pflege
Zubehör wie Sättel, Trensen, Decken oder Putzzeug muss regelmäßig gewartet und bei Bedarf ersetzt werden. Die Kosten fallen zwar eher unregelmäßig an, sollten aber in die monatliche Kalkulation einfließen.
Rücklage für Ausrüstung: 20 bis 50 € monatlich
Training und Unterricht
Falls Sie regelmäßigen Reitunterricht oder Beritt in Anspruch nehmen, kommen diese Kosten ebenso hinzu.
Einzelunterricht: 20 bis 60 € pro Stunde
Beritt: 200 bis 500 € pro Monat
Sonstiges
Zusätzliche Ausgaben können durch Tierheilpraktiker, Physiotherapie, Turnierteilnahmen, Transport oder besondere Pflegeprodukte entstehen.
Gesamtkosten pro Monat
Zusammengefasst ergeben sich folgende Richtwerte:
Basiskosten: 400 bis 700 € (Stallmiete, Futter, Hufpflege, Routine-Tierarztkosten, Versicherung)
Erweiterte Kosten: 700 bis 1.000 € oder mehr, wenn Beritt, Reitunterricht oder spezielle Bedürfnisse des Pferdes hinzukommen.