Therapeutische Wirkung von Pferden

Von der Hippotherapie über das Therapeutische Reiten bis hin zur pferdegestützten Psychotherapie – die Bandbreite der positiven Effekte, die durch die Interaktion mit Pferden erzielt werden kann, ist beeindruckend.
Pferd mit Mann


Die therapeutische Wirkung von Pferden ist seit Jahrhunderten bekannt und gewinnt in der modernen Therapie zunehmend an Bedeutung. Pferde sind nicht nur treue Begleiter, sondern auch kraftvolle Partner in der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden.


Formen der pferdegestützten Therapie

Die pferdegestützte Therapie ist vielfältig sowie wirkungsvoll und umfasst eine Vielzahl an Formen, die alle auf die besondere Beziehung zwischen Mensch und Pferd setzen, um therapeutische Effekte zu erzielen und Heilungsprozesse zu unterstützen. Die am weitesten verbreiteten Ansätze sind das Heilpädagogische Reiten und Voltigieren (HPRV), die Hippotherapie und das Therapeutische Reiten.

  • HPRV

Hierbei werden durch gezielte Übungen mit und auf dem Pferd die emotionalen, sozialen und motorischen Fähigkeiten des Teilnehmenden gefördert. Die Methode wird häufig bei Kindern und Erwachsenen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen eingesetzt, bei dem das Pferd als Medium für erlebnisorientiertes Lernen und persönliche Entwicklung dient.

  • Hippotherapie

    Bei dieser physiotherapeutischen Behandlungsform werden spezifische Bewegungen des Pferdes genutzt, um zum Beispiel Balance, Koordination und Muskeltonus des Patienten zu verbessern. Besonders bei neurologischen oder orthopädischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfall oder Zerebralparese erweist sich die Hippotherapie als effektiv.

    • Therapeutisches Reiten

    Bietet eine breite Anwendung und kann psychotherapeutische Elemente umfassen, um Ängste abzubauen, das Selbstbewusstsein zu stärken und emotionale Heilung zu fördern. Diese Form der Therapie nutzt die einzigartige Beziehung zwischen Mensch und Pferd, um psychische Belastungen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.


    Einsatzgebiete und Zielgruppe 


    Neben Patienten mit neurologischen Störungen und körperlichen Einschränkungen, hat sich die pferdegestützte Therapie auch bei psychischen und emotionalen Problemen, wie beispielsweise einer Depression, als hilfreich erwiesen. Darüber hinaus wird die Therapie oft in der Suchtbehandlung, bei Verhaltensauffälligkeiten und zur Förderung der sozialen Kompetenz eingesetzt. Die Zielgruppe ist daher breit gefächert und umfasst Menschen jeden Alters, von Kindern bis hin zu Senioren, die unterschiedliche therapeutische Bedürfnisse haben.


    Haltungsanforderungen

    Die Haltung eines Therapiepferdes stellt besondere Anforderungen, die sicherstellen, dass die Pferde sowohl physisch als auch psychisch gesund bleiben und optimal für ihre Arbeit geeignet sind.

    Auswahl 

    Die Auswahl von Therapiepferden erfolgt nach strengen Kriterien. Geeignet sind in der Regel Pferde, die ein ruhiges und ausgeglichenes Temperament haben und nicht leicht aus der Ruhe zu bringen sind. Sie sollten geduldig und menschenfreundlich sein, da sie im therapeutischen Umfeld mit unterschiedlichen Menschen, einschließlich Kindern und Menschen mit besonderen Bedürfnissen, interagieren müssen. Pferde mittleren Alters, die bereits eine gewisse Lebenserfahrung haben, eignen sich oft besser als sehr junge oder alte Tiere.

    Ausbildung

    Die Ausbildung eines Therapiepferdes ist intensiv und umfasst sowohl die grundlegende Reit- und Bodenarbeit als auch spezifische Übungen, die im therapeutischen Kontext benötigt werden. Das Pferd muss lernen, auf verschiedene Hilfen ruhig und zuverlässig zu reagieren und sich an unterschiedliche Umgebungen und Situationen anzupassen. Wichtig ist auch die Gewöhnung an verschiedene therapeutische Geräte und die Arbeit mit unterschiedlichen Personen, um im Therapieeinsatz flexibel und sicher zu agieren. Die Ausbildung sollte von erfahrenen Trainern durchgeführt werden, die sowohl Kenntnisse in der Pferdeausbildung als auch im therapeutischen Bereich haben. Ein gut ausgebildetes Therapiepferd trägt maßgeblich zur Effektivität der pferdegestützten Therapie bei, indem es durch seine stabile Gesundheit und zuverlässige Art das Vertrauen der Patienten gewinnt und eine sichere Basis für die therapeutische Arbeit bietet.

    Unterbringung

    Therapiepferde benötigen eine artgerechte Unterbringung, die ihnen ausreichend Bewegungsfreiheit und soziale Interaktion bietet. Dies kann durch großzügige Stallungen mit Zugang zu Weideflächen oder Paddocks erreicht werden. Die Stallungen sollten gut belüftet und sauber sein, um Atemwegserkrankungen zu vermeiden. Regelmäßiger Auslauf und die Möglichkeit zur Interaktion mit anderen Pferden sind wichtig, um Langeweile und Verhaltensprobleme zu verhindern.

    Gesundheitsmanagement

    Das Gesundheitsmanagement für Therapiepferde ist umfassend und beinhaltet regelmäßige tierärztliche Untersuchungen, Impfungen und Wurmkuren. Eine ausgewogene Ernährung, die auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes abgestimmt ist, spielt eine zentrale Rolle. Zahnkontrollen und Hufpflege durch einen qualifizierten Hufschmied sind ebenfalls essenziell, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes zu gewährleisten. Spezielle Aufmerksamkeit sollte auf die Erhaltung eines gesunden Muskel- und Bewegungsapparates gelegt werden, da Therapiepferde oft spezielle Bewegungsmuster ausführen müssen.


    Fazit


    Die therapeutische Wirkung von Pferden ist vielfältig und beeindruckend. Durch verschiedene Formen der pferdegestützten Therapie können sowohl körperliche als auch psychische Gesundheitsprobleme effektiv behandelt werden. Die gezielte Auswahl, umfassende Ausbildung und artgerechte Haltung von Therapiepferden stellen sicher, dass diese Tiere optimal auf ihre Aufgaben vorbereitet sind und einen positiven Einfluss auf die Patienten haben. So ermöglicht die pferdegestützte Therapie eine einzigartige Form der Heilung, die sowohl Körper als auch Geist anspricht.