Cushing Syndrom beim Hund: Diagnose & Behandlung

Cushing Syndrom beim Hund: Diagnose & Behandlung
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Das Cushing Syndrom kann sich bei Hunden durch unterschiedlichste Symptome äussern und ist für Hundebesitzer daher oft nicht leicht zu erkennen. Zur eindeutigen Diagnose des Cushing Syndroms sowie zur Bestimmung der vorliegenden Form kann der Tierarzt verschiedene Tests durchführen. Im Folgenden erfahren Sie, anhand welcher Anzeichen und Untersuchungen das Cushing Syndrom bei Hunden festzustellen ist und wie die Behandlung aussieht.

Welche Hunde sind vermehrt betroffen?

Besonders häufig kommt das Cushing Syndrom beim Pudel, Dackel, Boston Terrier, Boxer und Beagle vor, jedoch kann jede Rasse erkranken. Meist sind Hunde mittleren Alters und alte Hunde vom Cushing Syndrom betroffen.

Wie erkennt man das Cushing Syndrom beim Hund?

Das Cushing Syndrom kann beim Hund zu verschiedenen Symptomen führen. Nicht jeder Hund zeigt die gleichen Anzeichen, allerdings zeigen die Erfahrungen, dass einige Symptome bei Hunden relativ häufig vorkommen:

  • erhöhte Wasseraufnahme und vermehrte Urinproduktion (Polyurie und Polydipsie): Entwickeln eines starken Durstes, vermehrtes Trinken, Wasserlassen auch in der Wohnung, auch gepaart mit Inkontinenz
  • Heisshunger: damit verbunden auch gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme
  • kein Nachwachsen der Haare / „Haarausfall“: Haarverlust an Hinterbeinen, in der Schwanzregion und am Rücken, selten auf dem Kopf und an den Pfoten
  • dünne, pergamentartige Haut: häufig auch vermehrt pigmentiert und gepaart mit Hauterkrankungen (beispielsweise Demodikose)
  • Muskelschwäche und Muskelschwund: Mattigkeit, schlechteres Springen ins Auto, mangelhafte Kondition bei Spaziergängen, Zittern
  • dicker Bauch („Pendelbauch“): Zunahme des Bauchumfangs, Stammfettsucht (Fettleibigkeit am Körper mit weiterhin dünnen Beinen) durch vermehrte Fetteinlagerung
  • Hodenverkleinerung („Atrophie“) oder bei Hündinnen eine verzögerte oder schwache Hitze
  • vergrösserte Leber (Hepatomegalie) durch vermehrtes Einlagern von langen Zuckerketten (Glycogen) in der Leber
  • Entzündung der Pankreas (Pankreatitis) und damit verbundenes Zittern und Schmerzen
  • Atemprobleme und vermehrtes Hecheln
  • Infektionen der Haut und des Urogenitaltraktes (infolge von Immunsuppression durch vermehrtes Kortisol)
  • Augenveränderungen 
  • Steroiddiabetes (das Cushing Syndrom kann die Bildung von Diabetes mellitus fördern)

Diagnose des Cushing Syndroms beim Hund

Die Diagnose des Cushing Syndroms bei Hunden erfolgt durch den Tierarzt. Um die Ursache und das genaue Problem beim Cushing Syndrom zu finden, muss zuvor die definitive Diagnose „Cushing Syndrom“ stehen.

Generell müssen dem Hund deshalb Blut abgenommen und der Urin untersucht werden (Urintest). Diese Proben werden im Labor auf spezielle Werte untersucht:

  • Blutwerte: Das Blut wird auf eine Veränderung der im Blut enthaltenen Zellen untersucht („Stressblutbild“). Ausserdem sind bestimmte Werte häufig erhöht (Leberwerte, Blutcholesterin, Blutzuckerspiegel).
  • Urintest: Der Harn des Hundes ist meist schlecht konzentriert und weist einen erhöhten Gehalt an Protein auf. Nicht selten leidet der Hund auch an einer Blasenentzündung (Cystistis).

Diagnostik via Ultraschall

Ausserdem können mittels Ultraschall sowohl ein Tumor der Nebennierenrinde (Mineralisation kann einen Hinweis geben) als auch bei Morbus Cushing die vergrösserte Nebenniere dargestellt werden. Die Nebennieren werden hier nach Grösse, Form und Symmetrie beurteilt.

Auch eine vergrösserte Leber lässt sich mittels Ultraschall darstellen. Zudem kann ein Röntgenbild des Brustkorbs notwendig sein, etwa um Metastasen von einem Karzinom zu erkennen.

Spezielle Hormontests zum Nachweisen des Cushing Syndroms

Neben den genannten Methoden zur Untersuchung des Hundes können auch spezielle Hormontests den Nachweis des Cushing Syndroms beim Hund ermöglichen. Die Diagnosefindung erfolgt in zwei Schritten: Einem Screeningtest und einer darauffolgenden Differenzierung zwischen den verschiedenen Cushing-Formen. Dazu gehören folgende Tests:

  • Kortisol/Kreatinin-Quotient (UCC) als Screeningtest: Hierzu muss vom Besitzer morgens einmalig Urin des erkrankten Hundes aufgefangen werden. Der Urin wird auf eine erhöhte Ausscheidung von Kortisol im Urin untersucht. Ist der Test positiv, so kann man von einem Cushing Syndrom ausgehen und weiter untersuchen, um die Diagnose zu sichern. Ist dieser Test negativ, so kann das Cushing Syndrom relativ sicher ausgeschlossen werden.
  • Low-Dose-Dexamethason-Suppressionstest (LDDS): Der LDDS gilt als sogenannter „Goldstandard“ („bester Test“) zur Diagnose des Cushing Syndroms beim Hund. Hier werden dem Hund von aussen Glukokortikoide (Dexamethason) zugeführt und sowohl vor der Injektion als auch vier und acht Stunden danach der Blutkortisolspiegel gemessen. Gesunde Hunde reagieren meist mit einem Abfall des Blutkortisolspiegels (Suppression), da die Hypophyse „erkennt“, dass vermehrt Kortisol im Körper vorhanden ist und die ACTH-Ausschüttung senkt. Bei an Morbus Cushing erkrankten Hunden bleibt der Spiegel jedoch erhöht. Anhand der Messungen nach vier und acht Stunden lässt sich der adrenale vom hypophysären Cushing unterscheiden. 
  • High-Dose-Dexamethason-Suppressiontest (HDDS): Dieser Test wird verwendet, wenn Morbus Cushing vermutet wird, der Hund jedoch nicht auf den LDDS reagiert hat. Auch hier muss dreimal Blut abgenommen werden (vor der Injektion, vier und acht Stunden nach der Injektion von Dexamethason).
  • ACTH-Stimulationstest: Für diesen Test wird dem Hund Blut abgenommen, danach das Hormon ACTH gespritzt und eine Stunde später erneut Blut abgenommen. Mithilfe dieses Testes lassen sich ein Cushing Syndrom diagnostizieren oder ein iatrogenes Cushing Syndrom von einem Morbus Cushing abgrenzen. Ausserdem wird der Test zur Verlaufskontrolle bei einer Therapie mit Vetoryl® verwendet. 

Bei Verdacht auf Hyperkortisolismus werden meist zuerst ein ACTH-Stimulationstest, ein UCC und ein LDDS gemacht. Will der Tierarzt dann zwischen hypophysärem und adrenalem Hyperkortisolismus unterscheiden, verwendet er den HDDS, misst das endogene ACTH und nutzt Bildgebungsverfahren (Ultraschall). Eine feste Reihenfolge für die angewendeten Tests gibt es nicht.

Kosten beim Cushing Syndrom

Die Diagnostik des Cushing Syndroms beim Hund kann aufgrund der vielzähligen Ursachen relativ kostenintensiv werden. Wie beschrieben sind viele Untersuchungen notwendig, um die Ursache des Cushing Syndroms zu finden. Ausserdem können auch bei der Behandlung einige regelmässige Kosten (Medikamente, Kontrolluntersuchungen) entstehen.

Alle Leistungen durch Tierärzte werden in Deutschland nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) abgerechnet. So können zur definitiven Diagnosefindung eine Blutuntersuchung, eine Urinuntersuchung, verschiedene bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall) und die speziellen Hormontests durch den behandelnden Tierarzt in Rechnung gestellt werden. Es gilt auch zu beachten, dass jeder Test je nach Ergebnis möglicherweise wiederholt werden muss.

Ausserdem kann je nach Ursache eine lebenslange Medikation notwendig sein, die insbesondere bei grossen Hunden sehr teuer werden kann. Besprechen Sie am besten frühzeitig mit Ihren Tierarzt die zu erwartenden Kosten.

Therapie des Cushing Syndroms

Ein nichtbehandeltes Cushing Syndrom beim Hund ist eine fortschreitende Erkrankung mit schlechter Prognose. Je nach Ursache für das Cushing Syndrom kommen entweder eine medikamentöse Therapie oder einer Operation infrage. Hier werden zwei Methoden der Behandlung vorgestellt, die besonders verbreitet sind:

  • Behandlung eines adrenalen Cushing Syndroms
  • Behandlung von Morbus Cushing mit Vetoryl®

Behandlung eines adrenalen Cushing Syndroms

Ein Tumor, der von Zellen der Nebennierenrinde ausgeht (adrenales Cushing Syndrom) ist bei Hunden häufig heilbar. Er kann beispielsweise operativ entfernt werden, allerdings sollte man hierzu einen Spezialisten konsultieren. Im Rahmen dessen kann auch eine Untersuchung mittels anderer bildgebender Verfahren (CT oder MRT) notwendig sein.

Für eine chirurgische Therapie muss zuvor eine Metastasierung des Tumors beziehungsweise eine Invasivität (Einwachsen ins umliegende Gewebe) ausgeschlossen werden. Auch eine medikamentöse Therapie kommt infrage, beispielsweise wenn der Tumor operativ nicht mehr entfernt werden kann – sich also im Endstadium befindet.

Behandlung von Morbus Cushing mit Vetoryl®

Bei Morbus Cushing ist eine Behandlung des Hundes mit dem Wirkstoff „Trilostan“ (Handelsname Vetoryl®) in Betracht zu ziehen. Dieses Medikament ist in Form von Hartkapseln zugelassen. Es wirkt als Anticorticosteriod in der Nebennierenrinde und hemmt sowohl ein Enzym, das an der Bildung von Kortisol im Körper beteiligt ist, als auch die Bildung von Mineralcorticosterioden (Aldosteron). So senkt es den Glukokortikoidspiegel im Blut, hat aber keine eigene hormonelle Wirkung auf den Organismus.

Es muss beachtet werden, dass der Hund die Medikation mit Vetoryl® jeden Tag erhalten muss und jeder Hund einzeln auf das Medikament eingestellt werden muss. Es darf anfangs nicht überdosiert werden.

Ausserdem können regelmässige Kontrollen mittels Blutwerten notwendig sein. Nachkontrollen mittels Hormontests sind meist unerlässlich. Die Medikation erhält der Hund lebenslänglich, jedoch besteht dann meist eine gute Prognose.

Ausserdem ist eine Therapie mit dem Medikament Mitotane (Lysodren®) sowohl bei hypophysärem als auch adrenalem Cushing Syndrom möglich. Da es derzeit keine Zulassung hat, ist es allerdings nur Medikament zweiter Wahl.

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Ob eine Therapie für einen Hund mit Cushing Syndrom infrage kommt, sollte man nach einer endgültigen Diagnose mit dem Tierarzt absprechen. Unbehandelte Hunde können aufgrund des hohen Kortisol-Spiegels einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) – ein sogenannter Steroiddiabetes – entwickeln, leiden unter einer chronischen Immunsuppression und sind deshalb anfälliger für Infektionskrankheiten (zum Beispiel Hautinfektionen, beispielsweise durch Pilze, Bakterien oder Parasiten, sowie Blaseninfektionen).

Das Cushing Syndrom beim Hund hat unbehandelt eine schlechte Prognose mit relativ kurzer Lebenserwartung. Es kann versucht werden, mittels Ernährung – einer speziellen leberschonenden Diät – gegenzusteuern. Eine ausschliesslich auf Homöopathie basierende Therapie kann versucht werden, jedoch ist ihre Wirksamkeit nicht wissenschaftlich belegt.

Ist die Krankheit zu weit fortgeschritten oder die Behandlung eines Hundes mit Cushing Syndrom aus anderen Gründen nicht möglich, sollte der Besitzer gemeinsam mit dem behandelnden Tierarzt über die Möglichkeit des Einschläferns (Euthanasie) sprechen.

Quellen:

- Autor: Malek Hallinger