Blasenentzündung bei der Katze – was tun bei Harnwegsinfekten?

Eine Blasenentzündung ist bei Katzen meist eine Folgeerkrankung. Doch wie kann man eine Zystitis erkennen und was tun, wenn Katzen einen Harnwegsinfekt haben?
Blasenentzündung bei der Katze – was tun bei Harnwegsinfekten?
© Karolina Grabowska / Kaboompics

Eine Blasenentzündung kann bei Katzen viele verschiedene Ursachen haben. So kommen unter anderem Harnsteine, Missbildungen der harnableitenden Wege und krankheitsauslösende Erreger als Ursache für eine Blasenentzündung in Betracht. Aber auch viele anderen Erkrankungen können klinisch zunächst wie eine Blasenentzündung aussehen. Eine Katze kann bei einer Blasenentzündung (auch bekannt als Cystitis oder Zystitis) vermehrten oder erschwerten Urinabsatz zeigen, auch Urinabsatz an ungewohnten Orten (sogenannte Periurie) kann auftreten. Bei sehr vielen Katzen kann keine Ursache für die Symptomatik einer Blasenentzündung gefunden werden, man spricht dann von einer idiopathischen FLUTD (feline lower urinary tract disease).

Symptome einer Blasenentzündung bei Katzen

Oft erkennt man Katzen mit einer Blasenentzündung an einem häufigeren Urinabsatz, jedoch in kleineren Mengen als normal. Der Urin kann auch nur aus der Katze tröpfeln. Die Harnblase muss durch eine ständige Reizung häufiger entleert werden (Pollakisurie).

Auch ein vermehrtes Harnpressen (Strangurie) kann auftreten. Man sollte dabei jedoch genau darauf achten, ob es tatsächlich ein Problem beim Harnabsatz ist, oder gegebenenfalls etwa ein Problem beim Kotabsatz vorliegt (Dyschezie). Diese beiden Leitsymptome können leicht verwechselt werden.

Neben einer erhöhten Harnabsatzfrequenz kann bei einer Blasenentzündung ebenso eine vermehrte Lautäusserung („schreien“) aufgrund von Schmerzen beim Harnlassen auftreten.

Zudem kann eine Farbveränderung des Urins im Katzenklo (rötliche Farbe, eventuell Blut im Urin) feststellbar sein. Ausserdem ist ein Urinabsatz ausserhalb des Katzenklos relativ häufig. So urinieren betroffene Katzen beispielsweise auf Teppiche, ins Bett oder auf die Fliesen.

Von der Blasenentzündung zur Nierenbeckenentzündung

Eine gefürchtete Folge einer Zystitis ist die sogenannte Pyelonephritis, eine Entzündung des Nierenbeckens. Krankheitserregende Keime können dabei zuerst über das Blut die Niere infizieren (hämatogen) und in der Folge die Harnblase befallen, bevor sie mit dem Urin ausgeschieden werden.

Häufig kommt es allerdings zu einem anderen Verlauf: Dabei wird die Zystitis durch Fäkalkeime verursacht. Die Keime gelangen von der Region um den Anus aus über die Harnröhre in die Harnblase (aszendierende Keime). Hierbei spielen E. coli eine wichtige Rolle. Vor allem bei weiblichen Katzen können die Keime von der Harnblase aus bis in die Nieren aufsteigen.

Als Folge kann sich dadurch eine Nieren- oder eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) entwickeln. Eine Nierenbeckenentzündung sorgt für eine starke Symptomatik bei betroffenen Katzen. Anzeichen einer Nierenbeckenentzündung sind:

  • eine hochgradige Verschlechterung des Allgemeinbefindens
  • Fieber
  • Apathie
  • Fressunlust
  • Übelkeit und Erbrechen

Diese Katzen sind als Notfall einzuschätzen und sollten sofort von einem Tierarzt behandelt werden. Eine unbehandelte Nierenbeckenentzündung kann schnell zum Tode führen.

Blasenentzündung oder andere Ursache?

Erkrankungen der unteren Harnwege werden in der Tiermedizin als FLUDT (feline lower urinary tract disease) bezeichnet. Wo genau im unteren Harntrakt der Auslöser der Beschwerden liegt, also ob es sich tatsächlich um eine Blasenentzündung handelt, lässt sich anhand der Symptome oftmals nicht sagen und erfordert weitere Diagnostik.

Neben einer entzündeten Blase kommen bei Katzen zahlreiche andere Ursachen (Differentialdiagnosen) für vermehrten Harnabsatz oder Farbveränderungen des Urins infrage, zum Beispiel:

  • metabolische Ursachen wie Harnsteine oder Harnwegspropfen
  • entzündliche Erkrankungen, zum Beispiel durch Bakterien oder Pilze
  • Traumata
  • anatomische Ursachen wie zum Beispiel angeborene Fehlbildungen
  • Neoplasien (Tumoren)

Blutiger Urin kann beispielsweise ein Hinweis auf einen Verschluss der harnableitenden Wege (zum Beispiel der Harnröhre mit einem feststeckenden Harnstein), eine hämorrhagische Zystitis (Blasenentzündung mit Blut im Urin) oder aber auf einen rupturierten (aufgebrochenen) Tumor sein. Eine genaue Abklärung der Symptome und deren Ursache durch einen Tierarzt ist also unabdingbar.

Auch sollte eine psychische Ursache für eine Periurie (also den Harnabsatz an ungewohnten Orten) in Betracht gezogen werden: So danken Katzen häufig einen Umzug, eine ungenügende Anzahl an Katzentoiletten (die Regel lautet: Anzahl der Katzenklos = Anzahl der Katzen im Haushalt + ein Extraklo), den Zuzug eines anderen Haustieres oder einen Spielzeugmangel mit einem Urinabsatz ausserhalb des Katzenklos.

Ursachen einer Blasenentzündung bei Katzen

Um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um eine Blasenentzündung handelt, müssen die oben genannten anderen Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden. Dies kann unter praktischen Bedingungen schwierig sein und erfordert eine Kombination aus einer umfangreichen Anamnese, klinischen Untersuchungen und Diagnostik.

Generell sind Harnwegsinfekte bei Katzen seltener als bei Hunden und immer als kompliziert anzusehen.

Sie entstehen bei Katzen meist sekundär aufgrund von endokrinen Störungen (Störungen des Hormonsystems, beispielsweise Diabetes), einer gestörten Oberfläche der harnableitenden Wege (Tumor) oder als Folge einer chronischen Nierenerkrankung.

Aufsteigende Harnwegsinfekte sind bei Katern aufgrund der anatomisch viel längeren Harnröhre eher selten. Eine „verkühlte Blase“ ist nur in wenigen Fällen die Ursache für vermehrten Harnabsatz oder gar hochgradige Schmerzen.

Eine Blasenentzündung kann sich auch in Form einer chronischen oder rezidivierenden Zystitis äussern. Als Ursache hierfür kommt vor allem die rezidivierende Urolithiasis (Harnsteine) in Betracht.

Sonderform: Feline idiopathische Zystits (FIC)

Die idiopathische Cystistis (FIC) bei der Katze ähnelt der interstitiellen Zystitis beim Menschen. Der Harn ist nicht mit Keimen infiziert und zeigt sich bei der Harnuntersuchung weitgehend unauffällig. Häufig findet sich aber Blut in Urin. Mittels einer Zystoskopie (Blasenspiegelung) oder einer Biopsie lässt sich die Diagnose sichern.

Die Ursache für die feline idiopathische Zystits ist unbekannt, Stress scheint eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Erkrankung zu spielen.

Diagnose: Blasenentzündung oder ein anderes Problem?

Zur Diagnosefindung muss bei Verdacht auf eine Blasenentzündung der Katze ein Tierarzt aufgesucht werden. Der Tierarzt wird eine komplette Harnuntersuchung durchführen. Hierzu wird entweder aufgefangener Urin oder Katheter-Harn untersucht. Für einen Nachweis bakterieller Infektionen muss gegebenenfalls die Harnblase punktiert werden (Zystozentese).

Neben einer Harnuntersuchung ist gegebenenfalls eine Blutentnahme bei der Katze notwendig. So lässt sich durch spezielle Laborparameter herausfinden, ob das Problem nur „in der Blase“ liegt oder ob es ein systemisches Problem sein könnte, zum Beispiel, ob die Nieren schon am Geschehen mitbeteiligt sind (sogenannte Nephropathie, beispielsweise eine Entzündung der Nieren).

Ausserdem kann durch eine Röntgenuntersuchung die Harnröhre dargestellt werden – so lassen sich Harnsteine diagnostizieren. Gegebenenfalls lassen sich diese mittels eines Kontrastmittels darstellen.

Mittels Ultraschall kann der Tierarzt erkennen, ob eventuell die Harnblasenwand verdickt ist, aber auch regionale Strukturen wie Lymphknoten, Harnröhre und Prostata bewerten. Ausserdem lassen sich mit dem Ultraschall Tumoren, Fehlbildungen und Harnsteine in der Blase nachweisen.

Antibiotika zur Therapie einer Blasenentzündung bei Katzen

Die Therapie der Blasenentzündung bei Katzen hängt von ihrer Ursache ab. So ist etwa eine Antibiotikagabe bei einer felinen idiopathischen Zystitis (FIC) nicht notwendig und sollte zur Vermeidung einer Resistenzentwicklung nur bei bakteriellen Zystitiden und nur nach einem Antibiogramm (Labortest zur Bestimmung der Empfindlichkeit der Bakterien gegenüber Antibiotika) verwendet werden.

Ein Nachweis des Erregers und ein Test, welches Antibiotikum wirksam ist, sollten unbedingt erfolgen. So sollten „Reserveantibiotika“, wie zum Beispiel Gyrase-Hemmer (Enrofloxacin und Marbofloxacin, wie etwa in Marbocyl®) nicht pauschal verwendet werden, da sie im Falle eines resistenten Keimes den Fall verkomplizieren.

Blase entzündet – was tun?

Neben Antibiotika stehen zur Behandlung einer Blasenentzündung – abhängig von deren Ursache – noch weitere Medikamente zur Verfügung. So können zum Beispiel nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAID) wie beispielsweise Meloxicam (Metacam®) im Falle einer FIC als Schmerzmittel und Entzündungshemmer zum Einsatz kommen. Jedoch sollte beachtet werden, dass gewisse Risikofaktoren wie Chronische Niereninsuffizienz (CNI), Dehydratation und Hypovolämie (Verringerung der Blutmenge) den Gebrauch von NSAIDs zur Behandlung einer idiopathischen Blasenentzündung bei Katzen einschränken.

Auch krampflösende Mittel können verabreicht werden – dies ist beispielsweise bei Harnsteinen häufig der Fall. Im Falle einer idiopathischen Zystitis kann die Therapie durch Massnahmen zur Stressreduktion unterstützt werden. Gegebenenfalls sollte Sie Ihren Tierarzt auf sogenannte Pheromon-Stecker ansprechen. Von Hausmitteln und Homöopathie sollte im Falle einer bakteriellen Zystitis bei der Katze abgesehen werden.

Die Prognose bei einer Blasenentzündung ist von deren Ursache abhängig. Es wird immer wieder von Rezidiven berichtet, vor allem bei der FIC.

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Blasenentzündung bei Katzen vorbeugen

Einer Blasenentzündung bei Katzen lässt sich kaum vorbeugen. Da es sich jedoch häufig um eine Folge anderer Erkrankung handelt, ist es wichtig, diese stets frühzeitig zu behandeln, sodass daraus erst gar keine Zystitis entstehen kann.

Ein Hauptproblem bei Katzen ist beispielsweise, dass sie als ursprünglicher Wüstenbewohner relativ wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Daher sollte man bei Problemen mit Harnsteinen möglichst von Trockenfutter auf Nassfutter umsteigen, um die Entwicklung einer Blasenentzündung in der Folge zu verhindern.

Ausserdem hilft eine Stressreduktion (ausreichend Spielzeug, genügend Katzenklos usw.) bei der Prävention der felinen idiopathischen Zystitis.

Quellen:

- Autor: Malek Hallinger