FORL bei der Katze: schmerzhafte Zahnerkrankung

FORL ist eine schmerzhafte Zahnerkrankung bei Katzen, die häufig das Ziehen der betroffenen Zähne zur Folge hat. Oft sind anfangs keine Symptome zu erkennen.
FORL bei der Katze: schmerzhafte Zahnerkrankung
© istockphoto, Vasyl Dolmatov

FORL ist eine Zahnerkrankung bei Katzen, die häufig das Ziehen der betroffenen Zähne zur Folge hat. Die Abkürzung FORL und steht für „feline odontoklastische resorptive Läsion“. Veraltete Bezeichnungen für die Erkrankung bei Katzen lauten auch „neck lesions“, „Katzenkaries“ oder „Zahnhalskaries“. 

Man versteht darunter eine Kalziummobilisation aus der Zahnsubstanz durch körpereigene Abwehrzellen, also eine sogenannte Zahnresorption. Einfacher ausgedrückt wird das Kalzium durch die Abwehrzellen aus der Zahnsubstanz „herausgesaugt“, wodurch die Zähne der Katze beschädigt werden. Meist ist der Zahnhals betroffen, jedoch kann die Erkrankung auch an anderen Teilen des Katzenzahns, wie der Zahnkrone und der Zahnwurzel, auftreten. FORL ist eine der häufigsten und schmerzhaftesten Zahnkrankheiten bei der Katze, jedoch nicht ansteckend. 

Unterschiedliche Typen von FORL bei der Katze

Grundsätzlich werden zwei verschiedene Typen von FORL unterschieden, Typ 1 und Typ 2. Beim ersten Typ geht die Erkrankung mit einer starken Entzündung einher. Dabei können Zahndefekte bei der Katze leicht durch geschwollenes, rotes Zahnfleisch unbemerkt bleiben. Eine häufige Ursache hierfür ist Parodontitis (eine Entzündung des Zahnhalteapparates). 

Beim zweiten Typ von FORL fehlen jegliche Entzündungszeichen (Schwellung oder Rötung), das Zahnfleisch der Katze bleibt unauffällig. Jedoch wird beim Typ 2 häufig das von den Abwehrzellen resorbierte Material durch anderes Gewebe (zum Beispiel Knochen) ersetzt. Der Zahnhalteapparat wird dadurch versteift (Ankylose), die Zahnbeweglichkeit nimmt ab. So können die Zähne leicht abbrechen, meist auf Höhe des Zahnfleisches. 

Beide FORL-Typen können bei einer Katze zur gleichen Zeit nebeneinander vorliegen. Je nach Typ kann sich sowohl die Prognose als auch die Therapie für den betroffenen Zahn ändern. Eine klare Abgrenzung, welcher Typ bei welchem Zahn vorliegt, ist nicht immer möglich.

Wie entsteht eine FORL bei der Katze?

Die Ursachen der Zahnkrankheit bei der Katze sind bis heute weitgehend ungeklärt. Wissenschaftlich diskutiert werden in diesem Zusammenhang allerdings die Kastration, eine erhöhte Vitamin D3-Zufuhr im Futter (und damit verbunden eine Mobilisierung von Kalzium aus dem Knochen) sowie der natürliche Alterungsprozess. 

Die Krankheit entsteht durch eine übermässige Immunantwort der Katze. FORL kann somit mit einer Autoimmunerkrankung verglichen werden. Durch die Erkrankung werden körpereigene Abwehrzellen aktiviert und entwickeln sich zu sogenannten Odontoklasten. Diese Zellen sind darauf ausgelegt, die harte Zahnsubstanz abzubauen, vor allem bei den Milchzahnwurzeln junger Katzen. Bei Katzen, die an FORL erkrankt sind, werden hingegen die Zähne des bleibenden Gebisses von den Odontoklasten „angeknabbert“.

Im Gegensatz zu Karies werden bei FORL die Zähne also nicht durch Bakterien beschädigt, sondern durch körpereigene Zellen – der Körper der Katze greift die harte Zahnsubstanz also selbst an.

Welche Katzen sind besonders häufig betroffen?

Vor allem Katzen im mittleren Alter (circa drei bis sechs Jahre), aber auch Katzen höheren Alters, können von der Zahnerkrankung betroffen sein. Perserkatzen und Siamkatzen erkranken häufiger an FORL als andere Katzenrassen.

Wie kann man FORL bei Katzen erkennen?

Der Abbauprozess der Zähne beginnt bei FORL meist an der Zahnwurzel der Katze. So bleibt die Erkrankung im frühen Stadium oft unbemerkt. Grosse Anteile des Zahnes werden unterhalb des Zahnfleisches abgebaut – von aussen erscheinen die Zähne der Katze gesund. Von der Zahnwurzel ausgehend wird der Zahn zersetzt, erst im späteren Stadium weitet sich die Erkrankung auf die Zahnkrone aus.

Anfangs sind Katzen mit FORL völlig unauffällig und zeigen keine Symptome. Weitet sich der Defekt am beschädigten Zahn auf die Mundhöhle aus, so wird FORL bei der Katze zu einem chronisch-schmerzhaften Prozess. Vor allem Keime der Mundflora sorgen bei der Katze für Zahnschmerzen. Der betroffene Zahn kann sich zusätzlich noch entzünden. Meist ist nicht nur ein Zahn betroffen, sondern gleich mehrere. 

Symptome von FORL

Anzeichen für ein Fortschreiten von FORL bei einer Katze können unter anderem sein:

  • Änderungen im Fressverhalten der Katze (Wiederfallenlassen von Futterstückchen oder Meiden von Trockenfutter)
  • Umschleichen des Napfes, schnelles und hastiges Fressen
  • Mundgeruch
  • Kauen auf einer Seite oder Kopfschieflegen beim Fressen
  • vermehrtes Speicheln

Solche Verhaltensänderungen der Katze treten erst bei einer fortgeschrittener FORL auf. So sollte jede Katze entweder einmal jährlich dem Tierarzt zu Zahnuntersuchung vorgestellt werden oder das Thema „Zahngesundheit“ beim regelmässigen Impftermin angesprochen werden, um herauszufinden, ob die Katze FORL hat. 

Bei fortgeschrittener FORL kann es zudem vorkommen, dass die betroffene Katze aufgrund von Sekundärinfektionen bei FORL Fieber entwickelt. Katzen mit Fieber – egal, ob durch FORL bedingt oder nicht – also einer Temperatur über 39,5 Grad Celsius, sollten generell immer zu einem Tierarzt gebracht werden.

Diagnose durch den Tierarzt

Eine sichere Diagnose von FORL kann nur durch den Tierarzt gestellt werden. Hierfür sind Röntgenbilder einzelner Zähne oder sogar der ganzen Zahnleiste notwendig. Die Röntgenbilder können wiederum nur unter Narkose angefertigt werden. Dabei wird zuerst das ganze Gebiss bei der narkotisierten Katze gründlich von Zahnstein gereinigt und dann untersucht. 

Verdächtige Symptome, die dem Tierarzt bereits beim Begutachten der Mundhöhle während der Sprechstunde erste Hinweise auf FORL liefern können, sind vor allem: 

  • eine Zahnfleischentzündung
  • hochgewachsene Zahnfleischlappen 
  • Defekte in der Zahnkrone 
  • fehlende oder abgebrochene Zähne 
  • Löcher in den Zähnen

Die Katze hat FORL – was ist zu tun?

Die Heilung von FORL betroffener Katzenzähne ist derzeit nicht möglich. Daher müssen zur Behandlung der Zahnerkrankung alle betroffenen Zähne der Katze meist vollständig, also inklusive aller Wurzelanteile, entfernt werden. Das Ziehen aller betroffenen Zähne ist unbedingt notwendig, um die Lebensqualität der Katze zu steigern, und die einzige Möglichkeit, der Katze ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen. Welche der Katzenzähne betroffen sind, kann anhand von Röntgenaufnahmen festgestellt werden.

Eventuell muss man alle Zähne der Katze ziehen. Eine stark reduzierte Zahnanzahl, bis hin zur Zahnlosigkeit, hat keinen negativen Einfluss auf das Fressverhalten der Katze. Auch zahnlose Katzen können gut Futter aufnehmen.

Eine reine homöopathische Therapie von Zahnresorption ist wissenschaftlich nicht bewiesen und daher im Sinne des Tierwohls nicht zielführend. Der Fokus der Behandlung sollte auf der grösstmöglichen Schmerzlinderung liegen.

Zähne ziehen: Ablauf der OP

Das Ziehen von Zähnen kann bei Katzen nur in Vollnarkose und bei vollständiger Schmerzausschaltung erfolgen. Gegebenenfalls sollte das leere Zahnfach vernäht werden, sodass sich dort keine Futterreste festsetzen können. 

Eine anschliessende Antibiose (beispielsweise mittels Clindamycin) und Schmerztherapie sind unerlässlich. Gegebenenfalls sollte eine Behandlung mit dem Antibiotikum schon vor dem Ziehen der betroffenen Zähne begonnen werden, um das Risiko einer bakteriellen Infektion zu senken und vorhandene Entzündungsprozesse schon vor der OP einzudämmen.

Nach der OP

Das Ziehen von Zähnen ist bei Katzen ein erheblicher Eingriff. Nach der OP kann die Katze aufgrund der Narkose noch nicht sicher stehen und wird zunächst etwas torkeln. Am OP-Tag sollte sie warm untergebracht und mögliche Verletzungsrisiken sollten ausgeschlossen werden. 

Ausserdem sollte der Katze erst am drauffolgenden Tag wieder etwas zu essen angeboten werden. Wasser sollte ihr noch am OP-Tag zur Verfügung gestellt werden. 

Nach etwa zehn Tagen muss die Katze erneut dem Tierarzt vorgestellt werden, um eventuell vorhandene Fäden ziehen zu lassen und den Verlauf der Heilung zu kontrollieren.

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Zähne ziehen: Kosten beim Tierarzt

Die Kosten für die Behandlung einer Katze mit FORL variieren je nach Schwere des Falles. So fliessen in die Abrechnung meist die gründliche Entfernung des Zahnsteins mittels Ultraschall sowie die Narkose der Katze mit ein. Ob zu stark durch FORL geschädigte Zähne durch eine Operation entfernt werden müssen, kann vor der Behandlung und Begutachtung meist nicht sicher gesagt werden. Dies kann nur durch mehrere Röntgenaufnahmen sicher entschieden werden.

Die Tierarztkosten werden nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) abgerechnet, so auch die Kosten für eine eventuell notwendige Operation bei FORL. Allein für die Zahnsteinbehandlung inklusive Narkose sollte man mit circa 120 Euro rechnen. Hinzu kommen Röntgenaufnahmen von einem oder mehreren FORL-verdächtigen Zähnen, wobei bis zu sechs Röntgenaufnahmen notwendig sein können, um eine Einschätzung zur Zahngesundheit geben zu können. Die Operationskosten für das Ziehen der von FORL betroffenen Zähne müssen ebenso beachtet werden. 

Quellen

- Autor: Malek Hallinger