Pferdegrippe – mehr als eine Erkältung

Bei der Pferdegrippe (Influenza) treten nach kurzer Inkubationszeit Symptome wie Fieber auf. Eine Impfung schützt Pferde vor der ansteckenden Virusinfektion.
Pferdegrippe – mehr als eine Erkältung
© istockphoto, walencienne

Die Pferdegrippe, auch Equine Influenza oder Pferdeinfluenza genannt, ist eine Virusinfektion, deren Symptome einer Grippe beim Menschen ähneln. Die Krankheit ist für Pferde hoch ansteckend, aber nur selten tödlich. Mit einer Impfung lässt sich der Infektion gut vorbeugen. Im Folgenden haben wir wissenswerte Informationen über die Pferdegrippe für Sie zusammengestellt.

Symptome der Pferdegrippe

Nach einer kurzen Inkubationszeit von ein bis drei Tagen zeigen an Influenza erkrankte Pferde folgende Symptome: 

  • Zunächst tritt hohes Fieber (39 bis 41 Grad Celsius) auf, stets einhergehend mit einem Leistungsabfall, teilweise auch mit Fressunlust und apathischem Verhalten.
  • Es folgt eine Entzündung der Atemwege, die mit schmerzhaftem Reizhusten und wässrigem Nasenausfluss einhergeht. 
  • Gleichzeitig kann es zu Bindehautentzündungen an den Augen kommen, ebenfalls mit wässrigem Ausfluss. 
  • Die Schleimhäute sind insgesamt gerötet. 

Diagnose der Equinen Influenza

Die Diagnose kann bei Pferdegrippe entweder durch einen indirekten Nachweis mittels Serologie oder durch einen direkten Erregernachweis erfolgen: 

  • Für die Serologie werden zwei Blutproben benötigt, aus denen gegebenenfalls ein Antikörpertiteranstieg hervorgeht. 
  • Für den direkten Erregernachweis wird ein Nasentupfer genommen, aus dem das Virus isoliert werden kann. 

Dauer der Pferdegrippe

Sollte es zu keinen bakteriellen Sekundärinfektionen (zum Beispiel einer Lungenentzündung) kommen, heilt die Krankheit meist nach einer Dauer von 14 Tagen ab. Voraussetzung hierfür ist jedoch absolute Ruhe: Es gilt striktes Reitverbot und auch sonstige körperliche Belastungen sollten unbedingt vermieden werden. 

Ist das Pferd wieder symptom- und fieberfrei, sollten ihm zusätzlich einige Tage Ruhe gegönnt werden, bevor das Training wieder begonnen wird. Wann der richtige Zeitpunkt ist, hängt individuell vom jeweiligen Pferd ab und sollte mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden. 

Behandlung von Pferdeinfluenza

Neben der Ruhigstellung des Pferdes kann bei Pferdegrippe eine unterstützende Therapie erfolgen. Eine geeignete Antibiotika-Behandlung beugt zusätzlichen bakteriellen Infektionen vor, während Entzündungshemmer für ein besseres Allgemeinbefinden des Pferdes sorgen und somit die Nahrungs- und Wasseraufnahme sichern. Zusätzlich wirken sie fiebersenkend. 

Die Sterberate bei der Equinen Influenza ist gering, gefährlich wird die Krankheit insbesondere für junge, alte oder immungeschwächte Tiere. Zum Problem wird diesbezüglich die hohe Kontagiosität (Gefahr der Ansteckung).

Übertragung von Pferdegrippe – Ansteckung vermeiden

Die Übertragung des Influenzavirus erfolgt extrem leicht über Nasensekret und feine Tröpfchen, die beim Husten ausgestossen werden. Daher verbreitet sich die Pferdegrippe sehr schnell innerhalb eines Bestandes. Es ist empfehlenswert, bis zu 4 Wochen nach einer Infektion keine Neueinstallungen vorzunehmen sowie den Pferden aus betroffenen Beständen keinen Kontakt zu anderen Artgenossen zu ermöglichen. 

Sinnvoll sind ausserdem Desinfektions- und Vorsichtsmassnahmen. So sollten zum Beispiel Stiefel bei Betreten und Verlassen der einzelnen Stallungen desinfiziert werden. Ausserdem sollte das Equipment der Pferde nicht untereinander getauscht werden.

Die Infektionskrankheit Equine Influenza kann auch klinisch inapparent, das heisst ganz ohne Symptome, verlaufen. Die betroffenen Pferde scheiden jedoch trotzdem das Virus aus, können also ihre Artgenossen anstecken, ohne selbst krank zu sein. 

Die Krankheit ist weder melde- noch anzeigepflichtig, trotzdem sollten bei einer Infektion im Stall oben beschriebene Massnahmen ergriffen werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Pferdegrippe bei Menschen?

Für Menschen sind die Equinen Influenzaviren in der Regel nicht gefährlich, die Pferdegrippe ist keine Zoonose. Umgekehrt können auch Menschen ihr Pferd nicht mit Grippe anstecken. 

Esel und Maultiere sind jedoch genau wie Pferde für das Equine Influenzavirus empfänglich.

Schutz durch Grippeimpfung 

Ebenso wie mit Pferden, die zwar selbst symptomfrei, aber dennoch ansteckend sind, verhält es sich mit geimpften Pferden. Diese können sich trotz Influenza-Impfung mit dem Virus infizieren. Sie werden aufgrund des bestehenden Immunschutzes nicht krank, können aber trotzdem andere Pferde anstecken. 

Daher empfiehlt es sich, möglichst alle Pferde in einem Bestand zu impfen, um einen Schutz der gesamten Herde zu gewährleisten.

Grippeschutzimpfung – wie oft impfen?

Bei dem bewährten Impfschema erfolgt die Impfung gegen Pferdegrippe in folgenden Abständen:

  1. Im Alter von 6 Monaten erfolgt die erste Impfung zur Grundimmunisierung.
  2. Vier bis sechs Wochen danach wird die zweite Impfung durchgeführt.
  3. Die dritte Impfung erfolgt im Alter von zwölf bis vierzehn Monaten.
  4. Danach sollte der Impfschutz halbjährlich aufgefrischt werden, für Turnierpferde schreibt dies die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) vor. Bei Freizeitpferden kann auch eine jährliche Auffrischung ausreichend sein. 

Nebenwirkungen der Influenza-Impfung

Wie jede Impfung kann auch die Immunisierung gegen Pferdegrippe Nebenwirkungen hervorrufen. Dies ist jedoch eher selten und von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich. Es kann zu lokalen Reaktionen um die Einstichstelle herum kommen, in Form von Abszessen oder Rötungen und Wärme. Auch systemische Reaktionen, wie zum Beispiel der Ausbruch der Krankheit, sind möglich. 

Des Weiteren ist eine Überempfindlichkeit des Pferdes gegen den Impfstoff möglich. Wie bei allen Medikamenten kann es zu einer allergischen Reaktion bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen. Dies sind jedoch Einzelfälle.

Nur gesunde Pferde impfen

Gegen Pferdeinfluenza werden inaktivierte Lebendimpfstoffe verwendet. Das bedeutet, dass die Erreger so verändert wurden, dass sie bei einem gesunden Pferd in der Regel keine Infektion verursachen können, sein Immunsystem jedoch mit dem Erreger „bekannt gemacht“ wird und sich so auf eine Konfrontation mit dem Feldvirus (einem kursierenden, echten Virus) vorbereiten kann. 

In Einzelfällen, zum Beispiel bei Pferden mit geschwächtem Immunsystem, können diese inaktivierten Impfstoffe jedoch die Erkrankung (hier Pferdegrippe) auslösen. Daher ist es besonders wichtig, nur Pferde mit intaktem Immunsystem, die völlig gesund sind, zu impfen. Auch nach der Impfung sollte das Pferd etwa eine Woche geschont werden und keinen grossen Belastungen (zum Beispiel Turniere) ausgesetzt werden. 

Ob das Pferd impffähig ist, beurteilt der behandelnde Tierarzt bei einer vorangehenden Untersuchung. Er gibt auch Auskunft zu den Kosten der Impfung gegen Pferdegrippe. 

Die Equine Influenza bleibt stets aktuell – obwohl es selten vorkommt, gibt es immer wieder einzelne Fälle. Daher gibt es keinen Zeitpunkt, ab dem eine Impfung als nicht notwendig angesehen werden kann. 

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Genau wie beim Menschen gibt es einen Unterschied zwischen einer einfachen Erkältung beim Pferd und einer Infektion mit dem Grippevirus (Influenzavirus). Die Erkältung, im Volksmund auch „grippaler Infekt“ kann ein unkomplizierter Husten sein, der nach kurzer Zeit wieder verschwindet, während eine Influenzainfektion durchaus ernstzunehmend ist und besonders durch die rasante Verbreitung gefährlich wird. 

Daher ist es wichtig, den Tierarzt zurate zu ziehen, sobald ein Pferd Fieber und Nasenausfluss zeigt. Besonders wenn mehrere Pferde im Stall Symptome zeigen oder bekanntermassen kein Impfschutz besteht, sollte auf Equine Influenza getestet werden. 

- Autor: Christina Schleich