Pferd lahmt – was tun?

Pferd lahmt – was tun?
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Artikelinhalte

  1. Lahmheit beim Pferd erkennen
  2. Pferd lahmt – was tun?

Die Gründe für eine Lahmheit beim Pferd können sehr vielfältig sein. Über Entzündungen und Schäden an Muskeln, Bändern und Sehnen oder Knochen bis hin zu neurologischen Ursachen ist fast alles möglich. Einige dieser Möglichkeiten lassen sich durch einen geschulten Blick schon früh ausschliessen. Zur weiteren Abklärung sind jedoch häufig viele diagnostische Schritte notwendig. Die Behandlung eines lahmenden Pferdes ist abhängig von der Ursache der Lahmheit.

Häufige Ursachen für Lahmheit beim Pferd

Das Alter des Pferdes spielt bei der Ursachenforschung eine entscheidende Rolle. Alte Pferde leiden häufig unter Arthrose, welche in der Regel zu einer Lahmheit führt. Bei jungen Pferden sind Überbelastung oder zu frühes Einreiten oft die Ursache für Schäden am Bewegungsapparat, die wiederum eine Lahmheit verursachen können. Aber auch angeborene Fehlstellungen kommen hier infrage.

Die häufigste Ursache für Lahmheit bei Pferden liegt im Bereich der Hufe. Aber auch die Sehnen sind sehr oft betroffen, wobei der Fesselträger eine besondere Rolle spielt.

Hat ein Pferd scheinbar ohne Grund ein dickes Bein, spricht man von einem Einschuss. Dabei handelt es sich um eine Entzündung. Das Bein ist warm und geschwollen. Die Erreger können schon über kleinste Eintrittswunden, zum Beispiel Stiche, die mit blossem Auge gar nicht zu erkennen sind, in den Organismus gelangen. Meistens lassen sich diese Einschüsse mit Salben gut behandeln.

Neurologische Erkrankungen und Brüche

Ein Beispiel für eine neurologische Erkrankung der Vordergliedmasse eines Pferdes ist die sogenannte „Kusshand“, eine Lähmung des Nervus radialis (Speichennerv). Sie ist gekennzeichnet durch eine sogenannte Muskelatrophierung (Schrumpfung der von diesem Nerv versorgten Muskulatur) im Bereich des Schulterblattes und ein hängendes, schlaffes Bein.

Auch Frakturen, also Knochenbrüche, können Ursache einer Lahmheit beim Pferd sein. Sie werden vor allem durch vorrangegangene Unfälle verursacht. Die Behandlung eines solchen Bruchs gestaltet sich oft schwierig und langwierig, da es den natürlichen Instinkten des Pferdes widerspricht, sich über lange Zeit ruhig zu verhalten und die betroffene Gliedmasse zu schonen. In modernen Pferdekliniken gibt es aber verschiedene Möglichkeiten zur Ruhigstellung. 

Im Folgenden sollen einige mögliche Ursachen einer Lahmheit beim Pferd näher vorgestellt werden.

Probleme an den Hufen

Mögliche Ursachen von Hufproblemen als Auslöser einer Lahmheit sind: 

  • Nageltritte (Fremdkörper in der Sohle) 
  • Hufgeschwüre (Abszesse) 
  • das Hufrollensyndrom (eine entzündliche Erkrankung, bei der vor allem das Strahlbein betroffen ist) 
  • Hufrehe (eine Hufkrankheit, bei der meistens alle vier Hufe betroffen sind.)

Eine Besonderheit besteht, wenn das Pferd direkt nach einem Besuch beim Schmied lahmt. Zu kurz geschnittene Hufe können der Grund dafür sein. Sie sind besonders empfindlich und es besteht eine erhöhte Gefahr für die Bildung von Hufgeschwüren. 

Auch eine sogenannte Vernagelung kann die Ursache des Lahmens sein. Der Hufnagel, der eigentlich direkt in die weisse Linie (Übergang zum Hufhorn) eingeschlagen werden sollte, drückt dann auf die Lederhaut oder ist sogar in diese eingedrungen (indirekte oder direkte Vernagelung). Es besteht die Gefahr einer sehr schmerzhaften Huflederhautentzündung. Der Nagel sollte umgehend entfernt werden.

Schaden am Fesselträger

Der Fesselträger ist ein Sehnenapparat, der den gesamten unteren Bereich des Pferdebeines stabilisiert. Bei einer Schädigung tritt eine Stützbeinlahmheit auf und das Pferd stellt die Fessel zur Entlastung steiler. Häufigste Ursachen solcher Schäden am Fesselträger sind Entzündungen und Überbeine, also knöcherne Zubildungen auf Höhe der Griffelbeine aufgrund erhöhter Belastung.

Verletzungen der oberflächlichen und tiefen Beugesehne liegen häufig in einer Überdehnung des Fesselgelenks begründet. Dies kann zum Beispiel beim Landen nach einem Sprung passieren.

Besonders beachtet werden müssen hier die sogenannten Gleichbeine (Sesambeine). Diese kleinen Knochen verstärken die Sehnen an besonderen Druckpunkten, sind also einer hohen Belastung ausgesetzt. Aufgrund ihrer Lage innerhalb der Sehnen sind sie allerdings sehr schlecht durchblutet, wodurch häufig eine Mangelversorgung entsteht. Der Knochen wird porös, es können Zysten und chronische Entzündungen (Sesamoidose) auftreten. 

Eine Behandlungsmöglichkeit ist die sogenannte „perivaskuläre Sympathektomie“. Dabei werden bestimmte Nervenfasern durchtrennt, sodass sich die zuführenden Blutgefässe nicht mehr verengen können und eine bessere Blutversorgung gewährleistet wird.

Rückenprobleme als Ursache von Lahmheit

Auch Verspannungen und Krämpfe der Rückenmuskulatur eines Pferdes können eine Lahmheit zur Folge haben. Die Rückenprobleme können verschiedene Ursachen haben. Neben schmerzhaften Erkrankungen der Wirbelsäule, zum Beispiel Kissing spines (dabei berühren sich die Dornfortsätze der Wirbel), können auch ein schlecht sitzender Sattel oder eine falsche Reitweise das Problem verursachen. 

Symptome von Rückenproblemen sind vor allem ein steifer Gang in der Hinterhand und Unwilligkeit unter dem Reiter. In diesem Fall empfiehlt es sich zudem immer, die Pferdezähne zu kontrollieren. Zahnprobleme können ebenfalls Ursache für Schwierigkeiten beim Reiten sein.

Lahmheit aus der Schulter

Eine Lahmheit aus der Schulter tritt sehr selten auf. Betroffene Pferde stellen das Bein vor und belasten nur die Zehenspitze. Ursachen sind vor allem Gelenksentzündungen (Arthritis) und Arthrose. Schmerzen des Schulterblattes können ausserdem ein Hinweis auf eine Schleimbeutelentzündung sein.

Knieverletzungen beim Pferd

Auch verschiedene Knieverletzungen können bei Pferden eine Lahmheit verursachen:

  • Bei intensiver sportlicher Belastung kann der Meniskus verknöchern. Dieser elastische Knorpel dient eigentlich der Pufferung innerhalb des Gelenks. 
  • Entzündungen des Kniegelenks (Gonitis) sind meistens durch vermehrte Füllung der Gelenkkapsel sichtbar. 
  • Kreuzbandrisse kommen beim Pferd kaum vor. 

Vor allem bei schlecht bemuskelten Pferden kann auch eine sogenannte Luxation der Kniescheibe auftreten. Das mittlere Kniescheibenband mit der eingelagerten Kniescheibe bildet eine Schlaufe über das Ende des Oberschenkelknochens. Dieser Mechanismus stabilisiert im Stehen das gestreckte Bein und sorgt dafür, dass Pferde im Stehen schlafen können. 

Normalerweise wird diese Position durch Muskelanspannung aufgelöst, sodass ein Beugen des Kniegelenks möglich ist. Ist dies nicht der Fall, hakt die Kniescheibe fest, man spricht von einer Luxation. Durch Rückwärtsrichten des Pferdes kann diese Blockade eventuell gelöst werden. Tritt das Problem jedoch mehrmals auf, ist eine tierärztliche Behandlung notwendig.

Probleme der Hüfte

Ein Ausrenken (Luxation) des Hüftgelenks ist zwar möglich, kommt aber bei Pferden sehr selten vor. In der Regel liegt der Auslöser der Lahmheit nicht direkt im Hüftgelenk. 

Ursache sind eher Muskelverspannungen oder Blockaden im Kreuzdarmbein-Gelenk (Verbindung des Beckens mit der Wirbelsäule). In diesem Fall tritt oft eine zunächst unklare, intermittierende Lahmheit auf, das heisst, das Pferd geht mal lahm und mal nicht. 

Ein Beispiel für eine extreme Muskelverkrampfung ist der Kreuzverschlag, auch Feiertagskrankheit genannt. Sie tritt bei Überbelastung auf, vor allem nach langen Stehpausen, also wenn das Pferd zum Beispiel über die Feiertage nicht bewegt wurde und dann sofort intensiv geritten wird.

Lahmheit durch Selenmangel

Auch ein Mangel an Selen kann die Ursache für eine Lahmheit beim Pferd sein. Symptome des Selenmangels sind vor allem Muskelkrämpfe und eine Versteifung (Ataxie) der Hinterhand. Auch der bereits erwähnte Kreuzverschlag kann durch Selenmangel begünstigt werden. 

Von primärem Selenmangel spricht man, wenn der Selengehalt im Futter zu gering ist. Schon Fohlen können betroffen sein, wenn die Mutterstute zu wenig Selen aufgenommen hat. Sie zeigen dann direkt nach der Geburt einen steifen Gang. 

Davon abzugrenzen ist der sekundäre Selenmangel, der durch einen erhöhten Verbrauch des Organismus entsteht, etwa bei gesteigerter Muskelarbeit, aber auch bei Entgiftung. Selenhaltige Zusatzfuttermittel zur Vorbeugung sind im Handel erhältlich.

Wie lassen sich lahmende Pferde behandeln?

Bei Pferdebesitzern ist die Angst vor Lahmheiten oft gross. Vor allem bei akuten und starken Erkrankungen steht immer die Frage im Raum, ob das Pferd wieder zu reiten sein wird. Tatsächlich ist dies immer vom Einzelfall abhängig.

Generell können mit den heutigen medizinischen Kenntnissen die meisten Auslöser der Lahmheit gut behandelt werden. Unter Umständen ist jedoch viel Geduld erforderlich, da vor allem Sehnen sehr langsam heilen. 

Die Behandlung der Lahmheit kann je nach Ursache sehr unterschiedlich ausfallen und hängt auch von der Nutzung des Pferdes und den finanziellen Möglichkeiten des Besitzers ab. Daher sollen hier nur die gängigsten Methoden der Behandlung von lahmenden Pferden kurz genannt werden. 

Typische Formen der Behandlung von Lahmheit

Zu den häufigsten Arten der Therapie einer Lahmheit gehören:

  • Behandlung mit Entzündungshemmern und Schmerzmitteln
  • Physiotherapie und Muskelaufbau
  • Orthopädischer Hufbeschlag
  • Operationen, zum Beispiel Neurektomien (Durchtrennen von Nerven)
  • Ruhigstellen der betroffenen Gliedmasse

Nicht bei allen Erkrankungen der Beine ist ein totales Ruhigstellen sinnvoll. Schonende Bewegung, hauptsächlich im Schritt, ist oft ratsam, um die Muskulatur zu aktivieren und die Gelenke geschmeidig zu halten.

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Homöopathie bei chronischer Lahmheit

Vor allem bei chronischen Lahmheiten, wie etwa bei Arthrose oder Entzündungen, können homöopathische Mittel Abhilfe schaffen. Tierheilpraktiker haben einen Überblick über den inzwischen sehr grossen Markt und kennen die notwendigen Dosierungen. Folgende homöopathischen Mittel kommen unter anderem zum Einsatz:

  • Bei Überanstrengung und Muskelverspannung kann Arnica helfen.
  • Belladonna wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd und kann zum Beispiel bei Gelenksentzündungen und Hufrehe eingesetzt werden. 
  • Schüssler-Salze® werden unter anderem bei Knochenhautentzündungen angewendet.

Durch frühzeitiges Erkennen und die richtige Behandlung einer Lahmheit bestehen gute Chancen, dass betroffene Pferde wieder gesund werden und auch im Reitsport weiter einsatzfähig sind. Jedoch kann zu frühe und zu starke Belastung den Therapieerfolg mindern oder sogar erhebliche Rückschritte verursachen. Daher ist es wichtig, dass das Training des Pferdes nach einer Lahmheit langsam wieder aufgenommen wird und mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen erfolgt.

- Autor: Malin Held