Magengeschwür beim Pferd
Magengeschwüre bei Pferden können sich durch verschiedene Symptome äussern, zum Beispiel Leistungsabfall, Appetitlosigkeit oder häufige Kolikbeschwerden. Auch wenn Magengeschwüre vordergründig bei Sportpferden, insbesondere Rennpferden, auftreten, sehen sich immer häufiger auch Besitzer von Freizeitpferden mit dieser Diagnose konfrontiert.
Der wichtigste Auslöser für die Entstehung von Magengeschwüren bei Pferden ist Stress. Stress kann bei Pferden verschiedene Ursachen haben. Seien es sportliche Höchstleistungen, die den Vierbeiner überfordern, die falsche Fütterung oder eine nicht artgerechte Haltung, die entweder sozialen Stress verursacht oder selbst zum Problem wird. Meistens kommen mehrere ungünstige Umstände zusammen, wenn ein Pferd an einem Magengeschwür erkrankt.
Ursachen für Magengeschwüre beim Pferd
Häufige Ursachen für Magengeschwüre bei Pferden sind:
- Stress
- ungünstige Haltung
- falsche Fütterung
- Medikamente
- Parasiten
Alle genannten Ursachen können grundsätzlich die Balance zwischen den Schutzmechanismen der Magenschleimhaut und aggressiven Faktoren, welche die Schleimhaut schädigen können, durcheinanderbringen. Im gesunden Pferdemagen schützt eine intakte Schleimhaut das darunterliegende Gewebe vor Säuren und Verdauungsenzymen, die für die Nahrungsverdauung verantwortlich sind.
Ist die Schleimhaut jedoch nicht mehr intakt und werden vom Pferdekörper gleichzeitig vermehrt Salzsäure, Gallensäuren sowie kurzkettige Fettsäuren produziert, greifen diese den Magen selbst an und es entstehen Geschwüre in unterschiedlichem Ausmass.
Stress beim Pferd hat viele Gesichter
Beim Sportpferd kann zum Beispiel der Stress, den zu hohe Erwartungen sowie ein nicht angemessener Trainingsplan verursachen, zum Problem werden. Hinzu kommen oftmals weitverbreitete ungünstige Haltungsformen, die sowohl Sport- als auch Freizeitpferde betreffen. So kann beispielsweise die reine Boxenhaltung, bei der das von Natur aus bewegungsfreudige Pferd oftmals lediglich eine Stunde am Tag bewegt wird, für depressive Stimmung beim Pferd sorgen. Zusätzlich beeinträchtigt der Bewegungsmangel auch die Verdauungstätigkeit des Pferdes.
Hat das Pferd Zugang zu einem Paddock oder geht es regelmässig auf die Weide, ist ausreichend Bewegung meist sichergestellt. Doch auch bei dieser Haltungsform kann es zu Stresssituationen kommen – zu sozialem Stress. Dabei spielt die Zusammensetzung der Gruppe eine grosse Rolle. Sind zum Beispiel zu viele Pferde gemeinsam auf engem Raum oder kommen häufig neue Pferde in die Gruppe, muss die Rangordnung ständig neu geklärt werden und es kommt zu Konflikten in der Herde.
All dies sind Stressfaktoren, die ein Magengeschwür beim Pferd begünstigen können.
Falsche Fütterung als Ursache
Doch nicht nur Stress kann bei Pferden zu Magengeschwüren führen. Falsche Fütterung kann ebenfalls eine Rolle spielen. Lange Nüchterungsphasen, also lange Abstände zwischen den Mahlzeiten, bergen ein Risiko, da dadurch der pH-Wert im Magen sehr schnell abfällt und die Schleimhaut angreifbar gegenüber der Säure macht.
Ausserdem wirken sich hohe Stärkegehalte in den Mahlzeiten eines Pferdes negativ aus, da diese die Produktion von Salzsäure und Verdauungsenzymen anregen. Rohfaserhaltiges Futter (Heu und Gras) hingegen regt die Speichelproduktion an und sorgt so dafür, dass der basische Speichel das Magenmilieu nicht zu sauer werden lässt.
Medikamente als Auslöser eines Magengeschwüres
Neben falscher Haltung und Fütterung kann auch die Gabe bestimmter Medikamente die Entstehung eines Magengeschwüres bei Pferden begünstigen. Sogenannte nichtsteroidale Antiphlogistika, wie der Wirkstoff Phenylbutazon, der unter anderem als Equipalazone® erhältlich ist, wirken entzündungshemmend, belasten jedoch gleichzeitig die natürlichen Vorgänge im Magen und machen die Schleimhaut angreifbar.
Magendasseln – Plagegeister, die Bauchschmerzen bereiten
Darüber hinaus sind es oft Parasiten, die Magengeschwüre bei Pferden verursachen. Besonders häufig kommen beim Pferd Magendasseln vor. Die Larven der Dasselfliege siedeln sich auf der Magenschleimhaut an und verursachen dort Verletzungen und Entzündungen, aus denen Geschwüre entstehen können. Durch ein geeignetes Entwurmungsprogramm, zu dem Tierärzte gerne beraten, lässt sich diese Ursache beseitigen.
Magengeschwür beim Pferd: häufige Symptome
Es gibt einige klinische Symptome, die auf ein Magengeschwür beim Pferd hindeuten können.
Einige dieser Anzeichen sind:
- Leistungsminderung
- chronische und wiederkehrende Koliken
- verminderter Appetit
- Abmagerung
- Durchfall
Bleibt ein Magengeschwür bei einem Pferd unerkannt und dementsprechend unbehandelt, kann es zu hochgradigen Blutungen in den Magen oder im schlimmsten Falle auch zum Durchbruch durch die Magenwand in die Bauchhöhle kommen. Bei ernsthaftem Verdacht ist es daher wichtig, einen Tierarzt zu konsultieren, der das Vorliegen und den Schweregrad der Erkrankung feststellen und zur geeigneten Therapie beraten kann.
Die Diagnose eines Magengeschwüres
Zur endgültigen Diagnosestellung kann eine Magenspiegelung durchgeführt werden. Dazu wird dem betroffenen Pferd ein Endoskop, also ein kleiner Kameraschlauch, durch eine Nasenöffnung über die Speiseröhre in den Magen eingeführt und zeigt im Falle der Erkrankung die genaue Lage und Ausprägung des Geschwüres.
Bei besonders schweren Magengeschwüren oder solchen, die mit einer Entzündung der gesamten Magenschleimhaut einhergehen, können auch auffällige Laborbefunde auftreten. So zeigt beispielsweise eine Blutuntersuchung bei stark blutenden Geschwüren eine Anämie, also eine Blutarmut oder auch einen niedrigen Bluteiweissspiegel.
Da das Blutbild jedoch erst in fortgeschrittenen Stadien eines Magengeschwüres Veränderungen zeigt, die zudem auch auf andere, parallel ablaufende Erkrankungen zurückzuführen sein könnten, bleibt seine Aussagekraft im Falle eines Magengeschwüres eingeschränkt.
Therapie bei einem Magengeschwür
Ist die Diagnose Magengeschwür gesichert, kommen unterschiedliche Therapieansätze für das betroffene Pferd infrage. Im Zentrum steht vor allem die Gabe von Medikamenten gegen die schädlichen Auswirkungen der übermässig vorhandenen Magensäure, damit das Geschwür abheilen kann. Dabei kommen vor allem folgende Medikamente zum Einsatz:
- Zur Reduktion der Magensäureproduktion können Säureblocker mit den Wirkstoffen Cimetidin oder Ranitidin angewendet werden.
- Der aus der Humanmedizin bekannte Wirkstoff Omeprazol sorgt dafür, dass das Milieu im Pferdemagen weniger sauer wird. Nach diesem Prinzip funktioniert auch das bei Pferden häufig eingesetzte Präparat Gastrogard®.
- Einen weiteren Ansatz verfolgen sogenannte Antacida, die bei oraler Gabe die Magensäure neutralisieren. Solche Stoffe sind Magnesiumhydroxid oder Calciumcarbonat.
- Um die Magenschleimhaut vor der Säure zu schützen, können Substanzen wie Sucralfat eingesetzt werden, die kaum von der Schleimhaut aufgenommen werden. Dadurch bilden sie eine schützende Schicht zwischen Magenschleimhaut und Magensäure, die von der Säure nicht durchdrungen wird.
Die Dauer der Therapie hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Ein oberflächliches Geschwür kann innerhalb von Tagen abheilen, während sehr tiefe Schädigungen auch bei optimaler Therapie Wochen brauchen, bis sie vollständig abgeheilt sind.
Behandlung mit homöopathischen Mitteln und Kräutern
Neben der konventionellen Therapie eines Magengeschwüres gibt es auch Möglichkeiten im Bereich der Homöopathie. Um herauszufinden, ob Homöopathie im individuellen Fall als Ergänzung oder Alternative infrage kommt und um die richtigen Mittel für das betroffene Pferd auszuwählen, sollte ein Experte zurate gezogen werden. Je nach Pferdetyp können unter anderem Mittel wie Arsenicum albicum oder Hydrastis eingesetzt werden.
Eine weitere Möglichkeit zur Unterstützung der konventionellen Präparate ist die Anwendung von Kräutern. Als besonders hilfreich hat sich hier die Kamillenpflanze erwiesen. Kamille kann die Abheilung von Geschwüren fördern und wirkt entzündungshemmend. Ihre Blüten werden dem Pferd als Aufguss zu Trinken gegeben. Dabei wird eine Tagesdosis von 25 bis 50 Gramm empfohlen.
In mittel- bis hochgradigen Fällen bleiben jedoch die konventionellen Präparate die beste Form der Behandlung.
Magengeschwür: Erkennen und Handeln
Bei einem Magengeschwür stehen, wie bei vielen anderen Pferdekrankheiten, an erster Stelle immer das Erkennen der Anzeichen sowie die ernsthafte Suche nach den Ursachen durch den Besitzer. Eine medikamentöse Behandlung des Magengeschwüres sollte nicht alleine erfolgen, sondern stets in Kombination mit der Beseitigung von Stressfaktoren und der Optimierung der Haltungsbedingungen. Derartige Massnahmen zeigen bei chronischen Beschwerden sehr gute Ergebnisse.
Vorbeugung: was füttern?
Um der Bildung eines Magengeschwüres vorzubeugen, ist es ratsam, dem Pferd in möglichst langen Phasen Zugang zu Raufutter (Heu oder Gras) zu ermöglichen. Die einfachste und wirksamste Methode, um eine natürliche, ausgewogene Futteraufnahme zu unterstützen, ist täglicher, mehrstündiger Weidegang.
Ausserdem sollte der Stärkegehalt pro Kraftfutterration auf weniger als 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht des Pferdes begrenzt werden. Pro Tag sollte der Stärkegehalt aller Rationen zusammen nicht über 5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht liegen. Hafer eignet sich aufgrund seiner gut verdaulichen Stärke besonders als Kraftfutter zur Pferdefütterung – auch hier ist allerdings auf die richtige Rationierung zu achten, damit der tägliche Stärkegehalt nicht überschritten wird.
Zusätzlich kann Pflanzenöl in geringer Menge, etwa 0,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, dem Pferdefutter beigemischt werden. Das Öl wirkt einer Fehlgärung im Magen entgegen und unterstützt so eine normale Verdauungstätigkeit. Aufgekochte Leinsamen sorgen ebenfalls für ein gesundes Magenmilieu. Bei der Berechnung der individuellen Ration ist es sinnvoll, einen Tierarzt zurate zu ziehen.
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Direkt nach der Fütterung nicht reiten
Im Idealfall sollte auch das Fütterungs- und Belastungsmanagement angepasst werden. So sollte sich der Magen des Pferdes nach der Futteraufnahme erst grösstenteils wieder entleert haben, bevor eine intensive Belastung erfolgt. Dies ist nach etwa drei bis vier Stunden der Fall.