Pferde richtig entwurmen – so klappt’s!

Pferde richtig entwurmen – so klappt's!
© istockphoto, Zlatko Nečevski

Artikelinhalte

  1. Wurmkur beim Pferd
  2. Pferde richtig entwurmen – so klappt’s!

Die regelmässige Entwurmung eines Pferdes ist wichtig zur Vorbeugung eines Wurmbefalls. Aber wann und womit werden Pferde am besten entwurmt? Und was ist bei der Verabreichung der Wurmkur zu beachten? Im Folgenden erhalten Sie praktische Tipps zur Entwurmung beim Pferd.

Der richtige Entwurmungswirkstoff

Der richtige Wirkstoff für die Entwurmung eines Pferdes richtet sich nach der zu bekämpfenden Parasitenart.

Wenn mehrere Parasiten gleichzeitig bekämpft werden sollen, kann hierfür ein Wirkstoff ausreichend sein, wie zum Beispiel Ivomec für einen Befall mit Strongyliden und der Dasselfliege. Häufig sind aber auch Kombipräparate für die Bekämpfung mehrerer Parasiten erhältlich, beispielsweise Equimax® zur Behandlung eines Befalls mit Strongyliden und Bandwürmern.

Wirkstoffgruppen wechseln – Resistenzen vermeiden

Um die Entstehung von Resistenzen bei den Parasiten zu vermeiden, ist es äusserst wichtig, die Wirkstoffe der Entwurmungsmittel regelmässig zu wechseln. Man sollte die Wirkstoffgruppen jedes Jahr austauschen und dann innerhalb des Jahres bei einem Wirkstoff bleiben.

Eine Ausnahme bildet hier der Fall, dass Pferde von einer Parasitenart befallen sind, die von dem Grundwirkstoff nicht erfasst werden, wie zum Beispiel Bandwürmer, für deren Bekämpfung dann Praziquantel ergänzt werden muss.

Hier ein Beispiel für den Wechsel der Wirkstoffgruppen:

  • 1. Jahr: Pyrantel (zum Beispiel Banminth®)
  • 2. Jahr: Benzimidazole wie Fenbendazol (beispielsweise Panacur®)
  • 3. Jahr: Makrozyklische Laktone wie Ivermectin (zum Beispiel Eraquell® oder Ivomec P®) oder Moxidectin (beispielsweise Equest®)
  • 4. Jahr: Beginn der Reihe von Neuem

Wann entwurmen – der richtige Zeitpunkt

In den meisten Reitställen werden die Pferde viermal pro Jahr entwurmt oder zumindest eine Parasitenkontrolle durchgeführt:

  1. Frühjahr: Strongyliden (Würmer, die sich im Pferdedarm festsetzen) mit dem Wirkstoff Ivermectin, Moxidectin, Pyrantel oder Fenbendazol
  2. Sommer: wie im Frühjahr, aber mit zusätzlicher Behandlung von Bandwürmern mit Praziquantel
  3. Frühherbst: wie im Sommer
  4. Herbst bis Winter: Strongyliden und Magendasseln mit Ivermectin oder Moxidectin.

Bei der Entwurmung im Herbst oder Winter ist die Wetterlage zu beachten: War der Sommer warm und trocken, sollte man im Oktober oder November entwurmen. War der Sommer verregnet und der Herbst trocken, kann die Entwurmung zu Beginn des Dezembers stattfinden.

Pferde mit Kräutern entwurmen

Für eine natürliche Entwurmung bei Pferden stehen spezielle Kräuter, wie Malve, Fenchel oder Kamille, sowie Kräutermischungen zur Verfügung. Die entsprechenden Kräuter sind in ihrer natürlichen Form oder häufig auch als Pellets erhältlich, sodass sie leicht mit unter das normale Pferdefutter gemischt werden können.

Zur Unterstützung des Pferdedarms kann die zusätzliche Gabe solcher Kräuter sehr hilfreich sein. Vor allem, wenn die Koppel nicht so häufig abgeäppelt wird oder ein häufiger Pferdewechsel innerhalb der Gruppe besteht, sodass das Risiko eines Parasitenbefalls erhöht ist.

Die Gabe von Knoblauch soll zudem die Wirkung einer Wurmkur unterstützen können.

Natürliche Entwurmung statt herkömmlicher Wurmkur

In bestimmten Fällen kann die natürliche Entwurmung sogar eine herkömmliche Wurmkur ersetzen. Wenn ein Pferd kaum verwurmt ist und keinerlei Anzeichen für ein Parasitenproblem zeigt, kann die Behandlung auch mit natürlichen Mitteln erfolgen, sodass eine Wurmkur im Jahr weniger durchgeführt werden muss.

Zeigt das Pferd aber Symptome einer stärkeren Verwurmung oder deutet die Kotuntersuchung auf einen starken Parasitenbefall hin, muss eine Wurmkur mit einem herkömmlichen Wirkstoff verwendet werden, auch wenn das Pferd keine äusseren Symptome zeigt.

Die natürliche Entwurmung ist also eine gute Unterstützung und Vorbeugung, ersetzt aber bei einem starken Befall des Pferdes keine Wurmkur mit Wirkstoff.

Kauf einer Wurmkur: Tierarzt oder Internet?

In Deutschland ist es nicht erlaubt, Wurmkuren für Pferde über das Internet zu bestellen, da sie unter das Arzneimittelgesetz fallen. Wer Entwurmungsmittel über das Internet bestellen will, benötigt für den Kauf dennoch ein Rezept, ähnlich wie bei Versandapotheken für Menschen.

Zwar versprechen sich manche Pferdebesitzer eine Kostenersparnis, wenn sie das Präparat ohne Rezept bestellen oder günstig in Holland kaufen, doch ist die Ersparnis häufig nur gering. Denn der Kauf solcher Wurmkuren birgt auch Risiken und Nachteile.

Kauft man eine Wurmkur beim Tierarzt, kann man davon ausgehen, dass sie den richtigen Wirkstoff enthält und keine Resistenzen fördert, da der Tierarzt weiss, wann welche Wirkstoffe verabreicht werden sollten und wie man das Risiko einer Resistenzentwicklung dabei gering hält.

Zudem kann der Tierarzt im Falle von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen viel schneller reagieren, da er genau weiss, welche Wurmkur dem Pferd verabreicht wurde und was in dem verabreichten Entwurmungsmittel enthalten war.

Tag der Entwurmung

Die Verabreichung einer Wurmkur beim Pferd kann in der Regel ohne den Tierarzt erfolgen. Am Tag der Entwurmung sind mehrere Aspekte für das Gelingen der Entwurmung relevant.

Es muss sichergestellt sein, dass jedes Pferd die richtige Dosierung des Entwurmungsmittels erhält. Diese richtet sich nach dem Gewicht des Pferdes. Kennt man das Gewicht seines Pferdes, kann man dies an den meist als Entwurmungspasten erhältlichen Wurmkuren einstellen und die entsprechende Menge in das Maul verabreichen.

Falls Sie sich bezüglich des Gewichts Ihres Pferdes nicht sicher sind, fragen sie Ihren Tierarzt schon beim Kauf der Wurmkur, welches Gewicht Sie für die Behandlung Ihres Pferdes veranschlagen sollen. Der Tierarzt kann Ihnen helfen, das Gewicht zu schätzen, oder gegebenenfalls zu wiegen, damit kein Dosierungsfehler entsteht.

Bei starkem Befall schrittweise entwurmen

Ist ein Pferd sehr stark verwurmt, sollte die Entwurmung nur zusammen mit dem Tierarzt und in mehreren Schritten erfolgen, um kein unnötiges Risiko für das Pferd einzugehen. Hierbei ist es sinnvoll, die Wurmkur bei der ersten Gabe nicht in der eigentlich notwendigen Dosis zu geben, da sonst so viele Würmer absterben, dass sie sich zu Kugeln verbinden und zu Verstopfungen führen können.

Dies ist aber nur in solch einem Sonderfall empfehlenswert, weil in solchen Fällen oft auch verschiedene Wirkstoffe eingesetzt werden. Da die Abstände der Entwurmung geringer sind als normalerweise, ist bei dieser Ausnahme eher keine Resistenzentwicklung zu befürchten.

Nebenwirkungen durch Überdosierung einer Wurmkur

Die meisten Mittel sind bei richtiger Dosierung gut verträglich. Wird eine Wurmkur allerdings überdosiert, können wie bei jedem Medikament Nebenwirkungen auftreten.

Diese Nebenwirkungen betreffen meist den Darmtrakt des Pferdes. Sie entstehen oft durch eine Störung der Darmflora, was beim Pferd Durchfall, Kotwasser oder auch Koliken verursachen kann.

Unterdosierung und Resistenzentwicklung

Doch auch eine zu niedrige Dosierung der Wurmkur sollte vermieden werden. Wird das Entwurmungsmittel unterdosiert, können einige Würmer im Darm des Pferdes verbleiben. Da sie jedoch mit dem Wirkstoff in Kontakt geraten sind, können sie dadurch eine Resistenz gegen den verabreichten Wirkstoff entwickeln, wodurch dieser bei erneuter Gabe nicht mehr wirken könnte.

Eine Resistenzentwicklung entsteht bei Würmern jedoch deutlich langsamer als bei Bakterien, da der Stoffwechsel von Würmern viel langsamer ist.

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Nach der Entwurmung

Nach der Gabe einer Wurmkur sollte das Pferd am besten zwei bis drei Tage lang kein Kraftfutter bekommen, also nur von Heu und gegebenenfalls Stroh ernährt werden, um den Darm zu unterstützen und den Würmern nach Möglichkeit die Nahrungsgrundlage zu entziehen.

Nach einer Entwurmung sollte man das Pferd einige Tage schonen. Beim Reiten sollte man aufhören, bevor das Pferd anfängt zu schwitzen. Leichte Bewegung ist jedoch empfehlenswert, da diese die Darmflora stabilisiert und unterstützt.

Zudem sollte die Koppel, der Stall und das Paddock gründlich abgeäppelt werden, da nach der Behandlung mit einer Wurmkur grosse Mengen an Eiern, Larven und Würmern ausgeschieden werden. Um eine erneute Infektion oder die Ansteckung anderer Pferde zu verhindern, ist das regelmässige Säubern der Koppel daher besonders wichtig.

- Autor: Ann Christin Leitow