Artgerechte Stallhaltung

Vor 5.000 Jahren wurde das Pferd domestiziert, seitdem gibt es unzählige Arten der Stallhaltung. Welche Arten die bekanntesten sind und wie sie die Haltung artgerecht gestalten, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Pferd schaut aus Stalltür

Früher noch primär als Nutztier in der Landwirtschaft gehalten, gilt das Pferd heute als Freizeit- und Sportgefährte. Trotz dessen kann dem benötigten Auslauf von 16 Stunden kaum ein Halter genügen. Deshalb ist es wichtig, die Stallhaltung so artgerecht wie möglich zu gestalten, damit das Pferd sein natürliches Verhalten ausleben kann und langfristig gesund bleibt. Hierfür bieten sich unterschiedliche Arten der Stallhaltung an.

Die bekanntesten Stallhaltungsarten

Zwar gibt es mittlerweile viele Arten, wie Sie ihr Pferd artgerecht halten können, allerdings listen wir Ihnen folgend diejenigen, die sich im Laufe der Zeit in Deutschland bewähren konnten. Dazu zählen:

  • Boxenhaltung
  • Offenstallhaltung
  • Laufstallhaltung
  • Aktivstallhaltung
  • Bewegungsstallhaltung

Diese Stallhaltungsarten sind in Deutschland weit verbreitet und bieten verschiedene Vorteile wie Bewegungsfreiheit, soziale Interaktion, artgerechte Bedingungen und eine natürliche Umgebung für die Pferde. Die Wahl der Stallhaltung hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die individuellen Bedürfnisse und das Sozialverhalten des Pferdes sowie die verfügbaren Ressourcen des Pferdebesitzers.

Boxenhaltung

Die Boxenhaltung ist nach wie vor eine der häufigsten Stallhaltungsarten. Hierbei wird das Pferd alleine in einer Box mit Einstreu untergebracht. Außerdem gibt es einen geeigneten Schlaf- sowie Futterplatz. Dadurch kann die Fütterung genauestens kontrolliert werden. Des Weiteren ist bei einer Boxenhaltung das Pferd vor extremen Witterungsbedingungen rund ums Jahr geschützt. Dennoch ist hierbei der Zugang zur Trainings- und Reitausrüstung nah sowie leicht zugänglich, das gilt ebenfalls für die medizinische Versorgung. Bei dieser Art der Haltung ist es äußerst wichtig, sie so artgerecht wie möglich zu gestalten, da sonst schwerwiegende Folgen entstehen könnten.

Gesundheitliche Probleme könnten beispielsweise aus staubiger Luft resultieren, Atemwegsprobleme wären dann die Folge, vor allem wenn das Einstreu nicht ausreichend kontrolliert wird. Aber auch die Hufgesundheit kann, wenn das Pferd zu viel Zeit in der Box verbringt, darunter leiden. Mangelnder sozialer Kontakt, Langeweile und eingeschränkte Bewegungsfreiheit können Ihrem Pferd mental stark zusetzen. Um den negativen Auswirkungen entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, helle, luftige und ausreichend große Boxen zu wählen. Die pferdegerechte Fläche errechnet sich wie folgt: (2 x Widerristhöhe)². Die durchschnittliche Mindestgröße beträgt somit 3,50 m x 3,50 m mit einer Deckenhöhe von ebenfalls mindestens drei Metern. Die Temperaturen im Stall sollten der Außentemperatur entsprechen, allerdings bei extremen Witterungen abgemildert werden. Ebenso muss der tägliche Zugang zur Frischluft sowie Sozialkontakt zu anderen Pferden berücksichtigt werden. Bei Letzterem sollte der Geruchs-, Hör- und Sichtkontakt zu Artgenossen während des Boxenaufenthalts für eine artgerechte Haltung gegeben sein.

Offenstallhaltung

Der Gegensatz der Boxenhaltung ist die Offenstallhaltung. Sie bietet dem Pferd einen naturähnlichen Lebensraum sowie einen überdachten Rückzugsort. Frische Luft, Tageslicht und Bewegungsfreiheit stellen bei dieser Haltungsart kein Problem dar. Bei der Haltung unter freiem Himmel werden sogar Anreize zur Bewegung gesetzt sowie natürliche Verhaltensweisen eines Pferdes wie ruhen und grasen gefördert. Außerdem bietet sich bei der Offenstallhaltung die Haltung in einer Gruppe an. Somit wird ebenfalls das natürliche Herdenverhalten unterstützt und das Wohlbefinden durch das soziale Miteinander gestärkt. Allerdings kann gerade bei Gruppenhaltung das genaue Gegenteil entstehen: Hierarchie und Konflikte führen zu Stress sowie Verletzungsgefahr, was natürlich das Wohlbefinden und die Sicherheit der Pferde enorm einschränkt. Darüber hinaus kann die Versorgung der Pferde und Pflege des Stalls eine Herausforderung für den Halter sein.

Laufstallhaltung

Die Laufstallhaltung ist eine Mischform aus den bereits genannten Haltungen. Durch die Verbindung von mehreren geschlossenen Stallplätzen können sich die Reittiere frei bewegen. Zwar haben die Pferde keinen Zugang zur Außenwelt, genießen jedoch stets alle weiteren Vorteile einer Offenstallhaltung. Allerdings können bei Gruppenhaltung dieselben Nachteile entstehen, wenn das Pferd einen niederen Rang in der Gruppenkonstellation innehat. 

Aktivstallhaltung

Bei der Aktivstallhaltung stehen Anreize im Vordergrund; das Pferd soll zum Bewegen, Spielen und zur Interaktion animiert werden. Dafür werden großflächige Ställe genutzt und an unterschiedlichen Orten verschiedene Elemente zur Anregung des Spieltriebs, aber auch zur mentalen Stimulation angebracht. Da bei der Aktivstallhaltung genügend Platz vorhanden ist, werden die Pferde meistens in Gruppen gehalten und können durch soziale Interaktionen mit Artgenossen profitieren. Durch moderne Fütterungssteuerungen, beispielsweise einem Chip, erfolgt die Fütterung flexibel. Allerdings existieren auch bei dieser Art der Haltung einige Nachteile. Zum einen die üblichen Risiken, die bei Gruppenhaltung vorkommen. Zum anderen ist die Errichtung eines Aktivstalls mit höheren Kosten und Aufwand verbunden, was eine Hürde für manch einen Halter darstellen kann.

Bewegungsstallhaltung

Wie der Name bereits verrät, liegt der Fokus auf der Bewegungsfreiheit der Reittiere. Bei dieser Haltungsart wird viel wert auf eine möglichst große Fläche gelegt, auf der die Pferde sich frei bewegen und austoben können. Somit wird die Priorität auf die Bewegungsmöglichkeiten gelegt, während die Vor- sowie Nachteile dieselben wie bei der Aktivstallhaltung sind.

Allgemeine Sicherheitsvorkehrungen der artgerechten Stallhaltung

Es ist wichtig, dass Zäune in der Pferdehaltung stabil und gut erkennbar sind. Knotengitter und Stacheldraht gelten in der Pferdehaltung als Tierquälerei und sind daher verboten. Die Abstände der Gitter, insbesondere bei Trennwänden, sollten so gestaltet sein, dass kein Pferd mit Kopf oder Huf stecken bleiben kann. Als Orientierung für senkrechte Gitterstäbe gelten 5 cm als risikoarmer Abstand. Spitze Ecken sowie hervorstehende Kanten bergen Verletzungsgefahr für Pferde und sollten daher vermieden beziehungsweise abgedeckt werden. Die Materialien, mit denen die Pferde in Berührung kommen können, dürfen zudem nicht gesundheitsschädlich sein oder anderweitig zu Schmerzen oder Schäden an den Tieren führen. 

Fazit

Um die richtige Haltungsform zu wählen, gilt es die individuellen Bedürfnisse des Pferdes zu kennen, aber auch die eigenen finanziellen Möglichkeiten sowie Zeitansprüche nicht außer Acht zu lassen. Wenn auf die wichtigsten Punkte wie Frischluft, Auslauf, Sozialkontakt und Stallpflege durchgängig geachtet wird, dann ist eine artgerechte Stallhaltung möglich. Denn nur ein glückliches Pferd ist auch ein gesundes Pferd.